Mittwoch, 8. März 2017

Danksagungen nach der Reise

Zunächst mal vielen, lieben Dank an Evelyn, die meine Reiseberichte immer so professionell aufbereitet und mit den entsprechenden Fotos versehen hat.

Danke auch an Martin für die Betreuung meiner Pflanzen und meiner Wohnung, für das Mitbringen einiger notwendiger Dinge, für das Auffüllen des Kühlschranks bei meiner Rückkehr und überhaupt dafür, dass es Dich gibt.

Danke an Annemarie für das pünktliche Verschicken der kleine Päckchen, die ich monatlich für Martin vorbereitet hatte.

Auf meiner Reise habe ich viele wundervolle Menschen kennengelernt und ich weiß nicht, bei wem ich mich zuerst bedanken soll:

Bei dem Mann, der mir die U-Bahn Karte zahlen wollte oder bei der Frau, die für mich einen Platz in der U-Bahn freiräumen wollte, damit ich sitzen kann.

Bei der Imkerfamilie, die mich wie ein Kind umsorgt hat und in deren Zelt ich schlafen durfte, die mich mit einem Essen nebst selbstgeschossenem Vogel verköstigt und mir einen super leckeren Honig geschenkt haben.



Bei Rosi und Ubaldo aus Italien für den lustigen Abend in Shiraz und die Einladung zum Essen. Schön, dass wir weiterhin die Freundschaft aufrecht erhalten.



Bei Morteza für die Lieferung von Wasser, Energy Drinks und Kebab an die Radstrecke sowie den Radtransport den super steilen Berg rauf, den ich nur durch stundenlanges Schieben hätte schaffen können.


Bei Wahid und Parisa für die Dusche, Essen, Trinken und die interessanten Gespräche. Danke auch für die Flasche ab-e Limon, mit Eiswasser vermischt ein Genuss auf der weiteren Strecke.


Bei der Geheimpolizei, die mich an Ashura mit Essen versorgt hat.



Bei Ahmad und Jalal für den Grillabend und dass ihr mich in Kerman bespaßt habt.



Bei Reza, der mir Esfahan und die schwingenden Minarette gezeigt und mir alle möglichen Dinge organisiert hat, für die Einladungen zum Essen. Wir haben viel Spaß gehabt. "I come from Esfahan"


Bei Ramin für die Zeit in Yazd, den Mitternachts-Drink ab-e anar (Granatapfelsaft), das Mittagessen bei seiner Familie und das 4-stündige Warten am Bahnhof auf meinen Zug nach Kerman.


Bei der Familie am Tashk-Lake, die mich All-inclusive umsorgt hat, danke an Sadegh für den Trip an den See und die Begleitung bis zur Teerstraße. Danke an Farzaneh für den schönen Anhänger und an die Mutter für Essen, Trinken und Wäsche waschen.



Danke an Sasan, Hamid und Mahnaz für die wunderschöne Zeit in Teheran, für die Abholung am Flughafen und dass ihr mich wie ein Familienmitglied aufgenommen habt. Mahnaz ist für mich die beste Köchin in Iran.



Danke an Ramesh für das vorzügliche Essen und das Zimmer in Teheran.



Danke an Zeynab aus Kashan für das Mittagessen bei Deiner Familie, für den Besuch im Fingarden und dass wir immer noch Kontakt haben.



Danke an Ali (ganz rechts im Bild unten) von der Tourism Organization in Kerman, dank ihm durfte ich eine Nacht im Shazadeh Garden verbringen - ein unvergessliches Erlebnis.



Bei der alten Frau, die mir eine Tüte getrocknete Feigen in die Hand gedrückt hat.

Bei dem Mann im schicken Auto, der mich mit zwei Dosen Bier (natürlich ohne Alkohol) und Obst versorgt hat.

Bei dem Mann, der mir Brot geschenkt hat.

Bei der Frau, die mich zum Tee eingeladen hat.



Bei der Familie, die mich aus der Hitze in ihr Haus zu kühlem Obst und Tee eingeladen hat.



Bei dem Mann am Bahnhof, der mir in der absoluten Bruthitze eine eiskalten, natürlich bereits aufgeschnittene Melone gebracht hat.

Danke an die LKW-Fahrer für den Tee und das eisgekühlte Wasser.



Bei der Familie in Shiraz für die Einladung zu sich nach Hause zum Abendessen, für die Fahrt zum Taxistand und das Aushandeln des "richtigen" Fahrpreises zu meinem Hotel.

Bei Fafa für die tollen Frauengespräche auf Qeshm und den Trip zum Baden mit Bikini.



Bei Hassan, dafür dass ich Wasserskifahren durfte - das war ein Spaß!

Bei der BMW-Expatfamilie für die Gastfreundschaft in Dubai.

Bei Mohammad aus Ras al Khaimah, der mich zu sich nach Hause eingeladen hat, dessen Mutter mich mit Essen umsorgt hat, ich durfte dort Duschen und bekam 1 kg der wunderbaren Khalas-Datteln als Wegzehrung mit. Viel Glück bei der Vorbereitung Deiner Radtour!


Bei Marisol und Lucien aus Muscat für das Frühstück, die ganzen Lebensmittel, das Wasser und die schönen Gespräche.



Bei Abdullah, meinem beduinischen Guide, der mich sicher mit den beiden Kamelen durch die Wahiba Sands geführt hat.



Bei Jacqueline für das Bedu-Tuch, ohne das ich im Sandsturm ganz schön blöd ausgesehen hätte.

Bei Ahmad vom Al Hoota Resthouse für den Tipp mit Bait Bimeh, es war wunderbar dort.



Bei Catherine aus Ibri, die mich mit einer Dusche, Waschmaschine und einem leckeren Abendessen und Frühstück versorgt hat. Danke für den gemeinsamen Biketrip und den schönen Abend am Lagerfeuer und danke für die tollen Wadi-Tipps.



Bei Ant und Shaun aus Südafrika für die beiden Tage am Ras Madrakah, für die Verköstigung mit Essen und kalten Getränken, ja es war auch Alkohol im Spiel. Danke für eure Freundschaft und die interessanten Gespräche.



Bei Karl aus Hannover für einen kurzweiligen Abend und die Einladung zum Essen. Ich hoffe, die weitere Reise verlief ohne Zwischenfälle.



Bei Anja, Peter und ihrem Hund Billy, die mich auf der Strecke nach Salalah mit Vollkornbrot und Keksen versorgt haben. Ich freue mich, wenn ihr im Frühjahr bei mir in Dachau vorbeischaut.


Bei Kamran aus Pakistan vom Ras Madrakah, der mein Fahrrad auf seinem Pickup zu den Stränden gefahren hat und am letzten Tag auf den höchsten Punkt hoch, damit ich ohne Bergfahrt starten konnte.



Bei Lindsay und Paolo für wunderbare Reisegeschichten und ich hoffe, euch nach der Rückkehr gesund und munter mit der Vespa in München bewirten zu dürfen. Alles Gute für eure weitere Reise!


Bei Kaulash und seiner Frau für die Einladung zur Kashmir Dance Night und das leckere - natürlich - indische Essen.

Bei Theo, der mich an Kaulash überhaupt erst vermittelt hat. Viel Glück bei der Rückkehr auf die Philippinen.

Bei der Werkstatt in Salalah, die meine Pedale für den Rückflug aufgeschraubt haben, bei dem Supermarkt für die Kartons.

Danke, cheili mamnun und shukran - an all die vielen, lieben Menschen auf meiner Reise, die mir geholfen und mich beschenkt haben, mir Essen und Trinken gegeben und mir ein Nachtlager zur Verfügung gestellt haben, die meine Wäsche gewaschen haben, bei denen ich duschen durfte und die mir viel über ihr Land und ihr Leben erzählt haben.


Danke für eure überwältigende Gastfreundschaft!!!


Dienstag, 7. März 2017

Zeitungsartikel Oman Observer

Der Artikel ist auf Seite 2 zu finden

http://omanobserver.om/main/files/pdf/2017/2/25/OmanObserver_25-02-17.pdf

Salalah und der Dhofar (9.2.-17.2.2017)

Der Dhofar ist das Land des Weihrauchs und auch landschaftlich völlig anders als der Norden. Hier gibt es richtige Bäume, das kann ich kaum glauben.

Wenn von Juni -  September der Monsun die Küste streift, wird alles grün und fängt zu blühen an.
Dann gibt es hier reichlich Wasser, sogar Wasserfälle und die Wadis sind mit Bächen gefüllt. Es regnet allerdings nicht in Strömen, sondern Nebel und Nieselregen sind an der Tagesordnung. Während des Monsun ist Hauptsaison im Dhofar, da kommen die Touristen vor allem aus den Golfstaaten. Besonders beliebt sind Picknicks im Nieselregen - wir regenverwöhnten Deutschen können uns das schwer vorstellen.

Allerdings ist jetzt alles wie mit einem braun-beigen Fell überzogen.

Und es gibt hier sogar Kühe, es ist schon ziemlich lang her, dass ich eine Kuh gesehen habe. Die würden sicherlich gerne mit unseren Alpenkühen, allein schon wegen des grünen Grases, tauschen wollen. Hier müssen die Kühe mit trockenen Gräsern und den letzten grünen Blättchen auskommen.

Schon seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. wurde die Region hier "Sakalan" genannt, "dort, wo der Weihrauch wächst".

In einem kleinen Wadi entdecke ich die ersten Weihrauchbäume und sofort ritze ich einen an. Der weiße Saft, der austritt riecht schon sehr nach Weihrauch. Allerdings ist der erste Schnitt nicht zu verwenden, erst nach 3 Wochen wird der Baum erneut angeritzt, das Harz getrocknet und dann wird es vom Baum abgeschlagen.

So wurde Weihrauch früher auch "Tränen der Götter" genannt. Die antike Weihrauchstraße führte vom Oman über den Jemen, parallel zur Küste des Roten Meeres, durch Saudi-Arabien, ins jordanische Petra und dann weiter ins heilige Land und nach Alexandria. Entlang dieser Handelsstraßen entwickelten sich reiche Städte, die unfruchtbaren Gebiete entlang der Straße waren heiß umkämpft. Die Blütezeit des Weihrauchhandels war zwischen dem 5. Jahrhundert v. Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr. Noch heute wird der Weihrauch wie vor 3000 Jahren geerntet. Es gibt unterschiedliche Qualität, je nachdem wo der Baum wächst. Die beste Qualität hat der Weihrauch in den nördlich gelegenen Dhofar-Gebieten. Allgemein kann man sagen, je heller der Weihrauch, desto besser seine Qualität.

Zu besichtigen gibt es hier noch den alten Weihrauchhafen Samhuram, der wunderschön an einer Lagune mit weißem Sandstrand gelegen ist. Hier treffe ich ein deutsches Pärchen mit einem omanischen Guide. Ob ich denn schon mal im Oman im Fernsehen oder in der Zeitung war? Nein... Das muss geändert werden. Salim kennt einen Reporter einer Zeitung und will ihn kontaktieren, damit er ein Interview mit mir macht. Na, ich bin gespannt, ob das klappt. 

Salalah ist die Hauptstadt des Dhofar und zweitgrößte Stadt des Landes. Die Stadt grenzt an der einen Seite ans Meer, von der anderen Seite ist es durch hohe Gebirgsketten geschützt, die mit dem Jebel Samhan bis auf 1800 Meter ansteigen.

Hier kämpfe ich mich nochmal hoch, denn der Blick von hier oben ist wirklich atemberaubend und die Vegetation ebenfalls.

Sogar Baobab-Bäume gibt es zu sehen. Keiner weiß, warum die gerade hier in diesem Wadi wachsen und wie sie dahin gekommen sind.

Westlich von Salalah kommt man zunächst an den Mughsail Beach. Hier radle ich auch noch hin.

Dann geht es wieder auf einen Pass hinauf, aber ich habe auf große Steigungen keine Lust mehr und so schaue ich mir die Berge von einem Aussichtspunkt an. 150 km sind es jetzt noch bis in den Jemen, wie gerne würde ich da noch hin! Aber das muss leider warten, bis es dort politisch wieder ruhig wird. Aber sobald das wieder irgendwie möglich ist, bin ich die Erste, die dorthin reist und euch mit einem weiteren Bericht beglückt :-)

Noch ein letztes Mal suche ich mir einen schönen Campspot am Strand, springe zum Abschluss nochmal in den indischen Ozean und lasse dann die letzten Tage im Oman im Hotel ausklingen.

Nachtrag: das Interview mit dem indischen Reporter vom Oman Observer hat tatsächlich stattgefunden und der Artikel ist am 23.02.2017
erschienen. Das PDF des Artikels hängt ebenfalls an dieser mail dran.

Abends bin ich vom Reporter Kaulash mit seiner Frau zu einer indischen Kulturveranstaltung eingeladen worden. Die indische Botschaft hat hier im Indian Social Club eine Kashmir Dance Night veranstaltet. 

Heute habe ich ein letztes Mal mein Bike auf die Straße gebracht. So ganz ohne Beladung war es erstmal gar nicht so einfach und der Lenker ist hin- und hergeflutscht. Da musste ich mich erst mal wieder dran gewöhnen, dass 40kg Zusatzbeladung fehlen. 20 km radle ich heute nochmal zum Al-Baleed Museum. Es ist Teil des Weihrauchhafens und Unesco-Welterbe und liegt in Al-Haffa am wunderbaren Sandstrand.

Hier kann ich nun ohne Gepäck mein Rad mal am Strand entlang schieben. Ein bisschen Wehmut schwingt jetzt doch mit, als ich nochmal über den indischen Ozean schaue und die Reise Revue passieren lasse.

Was habe ich nicht alles erlebt in diesen 6 Monaten! Bin wunderbaren und lieben Menschen begegnet, habe ein paar schöne Freundschaften geschlossen und Hilfe bekommen, wann immer es notwendig war. Auch ein paar Idioten waren dabei, aber die vergesse ich jetzt ganz schnell wieder. Die sind es nämlich gar nicht wert, dass man sich an sie erinnert. Iran ist mit seiner Gastfreundschaft einzigartig und auch der Oman konnte da nicht mithalten.

Auch andere Lebewesen sind mir über den Weg gelaufen, da waren die coolen Kamele, im Wasser spielende Delphine, Elefanten, Affen, Esel, Kühe, Skorpione, ein paar Wüstenfüchse, Schlangen, unglaublich viele Vögel, Flamingos, Reiher, Ibisse und Vögel, die ich noch nie gesehen oder gehört habe, nervige Moskitos und noch nervigere Fliegen.

Städte mit traumhaft schönen Moscheen habe ich gesehen, von oben bis unten mit farbenfrohe Fayencekacheln bedeckt, unglaubliche Muster, quirlige Basare mit ursprünglichem Leben, goldene, blaue und weiße Tempel in Thailand, Dhofar-Häuser, Burgpaläste und Forts, Dattelgärten und Fischerorte.

Archaiche und wunderbare Landschaften habe ich durchradelt mit steilsten Steigungen und irren Downhills, geologische Wunder gesehen, weiße Sandstrände mit türkisblauem Wasser, Bäume in der Ebene und auf den Dünen, üppiges Grün in Thailand, weiße Dünen zwischen schwarzen Felsen, rote Dünen, Dünen über der Straße, baumbestandene Wadis, Wadis mit glasklarem, grünen Wasser, Sandsturm, Schneesturm, Gegenwind, Rückenwind, Seitenwind, Regen in der Wüste, Sonne, Sonne, Sonne, Hitze, Durst, Sonnenmilch-Schweiß-Mischung auf der Haut, blauer Himmel, Vollmond und Neumond, die tollsten Sonnenauf- und -untergänge, die man sich vorstellen kann, Sternenhimmel mit Sternbildern, die bei uns nicht zu sehen sind.

Mein Rad, genannt Bici, immer ein treuer Begleiter, hat mich nie im Stich gelassen, alles Gewicht brav rauf- und runtergeschleppt. Ich habe es durch Flussbetten, über große Felsen und über Stock und Stein gezerrt, rauf- und auch mal runter geschoben, nur ein Plattfuß war dabei. Und das bei insgesamt 6556 Kilometern, da kann man mal nicht meckern.

Die Höhenmeter habe ich jetzt nicht parat, das muss ich erst noch in eine entsprechende App eingeben, um das sagen zu können, aber es war nicht ohne :-)

Und jetzt? Wie geht es weiter? Tja, erst mal muss ich wieder ein paar Brötchen verdienen, denn die nächste Reise kommt bestimmt. Ich hoffe, ihr seid mit dabei, wenn es wieder heißt "Anja geht auf Tour"!
"So kehre ich, das Kleid verstaubt,
doch für die Seele Glück geraubt,
heim aus der Ferne."
(Autor unbekannt)


Dienstag, 28. Februar 2017

Roadbook to Salalah (Teil II)

Tag 10 oder km 741: kurz vor Qaysad bis kurz vor Shelim


Es ist saukalt geworden und ich ziehe alles an, was ich an Langärmligem dabei habe. Außerdem krame ich das Beduinentuch heraus, mit dem ich Mund und Nase abdecken kann.


Der Sand ist nicht mehr ganz so dicht wie gestern, aber der Sturm ist noch genauso stark. Kontaktlinsen, no way - weiter geht es mit der Brille, mit der ich eh schon nicht so gut sehe. 30 km muss ich mich noch durch den Sandsturm kämpfen. Sicht weiterhin stellenweise unter 2 Metern.


Endlich hört der Sand auf, aber nicht der Sturm, der weiterhin in einer Wahnsinnsstärke aus Nordwesten kommt. In Sauqara werde ich von ein paar Frauen zum Tee eingeladen, eine sehr willkommene Abwechslung. Jetzt muss ich auf ein Plateau hoch und das geht durch ein Wadi. Das Wadi ist wie ein Windkanal, der Wind ist so stark, dass er mich plötzlich vom Rad weht. Ich knalle auf die Straße, meine Brille fliegt in hohem Bogen in den Straßengraben, aber deutsche Qualität, sie ist noch ganz. Ich schiebe die 3 km auf das Plateau.


Ein Typ hält an, ob er mich nicht mitnehmen soll. Wie soll das gehen in dem PKW, habe auch keine Lust, meine Taschen und alles abzuladen, damit er mich 3 km fährt. Am Schluss fragt er mich, ob ich Sex mit ihm haben will. Ich glaub, ich spinne. Hat er komplett den Verstand verloren? Dazu gebe ich überhaupt keinen Kommentar und lasse ihn links liegen. Eine Weile fährt er noch neben mir her, dann haut er endlich ab. Was für ein blödes Arschloch!!! Der hat mir jetzt zu allem Übel gerade noch gefehlt und ich bin sauber am Fluchen.

Endlich oben angekommen, erst mal Pause an einer Moschee. Später hält wieder ein Auto. Lasst mich heute bloß alle in Ruhe, ihr Deppen! Bin richtig angefressen. Aber es ist eine total liebe Familie mit 8 Kindern, Vater, Mutter und die sind alle in diesem einen Truck drin. Sie schenken mir Wasser, wir machen eine Fotosession. Der 8jährige Junge spricht super englisch und übersetzt alles, was der Vater so zu meiner Tour wissen will. Wenig später schenkt mir ein Mann nochmal Wasser.


Wo soll ich hier mein Zelt aufstellen, alles bretteben, nichts, kein Hügel, kein Wadi, kein Baum. Auch die Höhenlinien in meiner Karte geben nichts her. Hier ist einfach überhaupt nichts. Man sieht meilenweit und so geht es erst mal eine Piste entlang, ca. 1 km müsste reichen. Dann finde ich doch noch ein paar Büsche, hinter denen ich mein Zelt im Windschutz aufbauen kann. Alles von den Kamelen verschissen, egal - hier kann man keine Ansprüche stellen. Es gibt nur Katzenwäsche, eine Kälte ist das! Will mich das Wetter hier schon langsam auf Deutschland vorbereiten?


Tag 11 oder km 824: kurz vor Shelim bis kurz nach Shuwaymiah


- weiterhin eisig kalt, Sonne wärmt erst gegen Mittag
- Straße biegt endlich nach Süden ab, der Wind und ich - wir haben wieder Freundschaft
  geschlossen, er treibt mich vor sich her, kühlt mich nach einem steilen Anstieg
- Menschenleere, schneeweiße Strände
- Zelte wieder mal in einer geologisch unglaublich schönen Landschaft
- HIGHLIGHT des Tages, ich habe die 6000km-Marke überschritten!!!!!!!


Tag 12 oder km 907: kurz nach Shuwaymiah bis kurz nach Hasik

- In 6 Stunden rauf auf 600 Meter
- Unglaubliche Landschaft, unglaubliche Straßenbaukünste
- Es ist wieder heiß geworden
- Habe fast kein Wasser mehr, Läden leider Fehlanzeige
- 2 Holländer und ein Familienclan Omanis helfen mir aus der Patsche, einer der
  Familienoberhäupter will mir sogar noch 5 Rial schenken, was ich vehement ablehne (ca.
  12 €)
- Gigantischer Downhill durch eine Landschaft, die man mit Worten nicht beschreiben kann
- Felsen jetzt schwarz mit roten und weißen Bändern durchzogen
- Haare wasche an einem Wasserhahn
- Zelten neben einem Friedhof


Tag 13 oder km 1012: kurz nach Hasik bis Mirbat

- alles ist viel grüner hier, es gibt sehr viele Vögel
- 3 Steinböcke besuchen mich zum Frühstück (leider ist es noch zu dunkel für ein Foto)
- Bucht wie aus dem Bilderbuch mit 30-40 Delfinen, die ca. 5 Meter vom Strand entfernt in
  den Wellen jagen und spielen
- Treffe einen Radler, der mir entgegenkommt, Ian aus UK, radelt seit 22 Jahren um die
  Welt
- Endlich Supermarkt in Hadbin, Wasservorrat auffüllen, sogar Brot gibt es
- Shahab mit schönen Dhofar-Häusern
- Horde Deutscher an einer Tankstelle, wieder mal unmöglich gekleidet. Schlimm, wenn
  man den ganzen Bullshit versteht, den sie so von sich geben (sie mussten ein Plumpsclo
  aufsuchen - ich erspare euch die bescheuerten Kommentare)
- Landschaft entlang des Jebel Semhan jetzt in rot-orange-ocker-braun-Tönen - unglaublich!
- Mirbat, endlich ein Hotel mit Dusche, aber was für eine Absteige!!!!! "Dream Inn" - dass ich
  nicht lache...


Tag 14 oder km 1012: Mirbat


Lege einen Ruhetag im Marriott Hotel ein. Damit musste ich mich jetzt einfach belohnen, auch wenn es schon ein bisschen dekadent ist.
Mirbat sehr schönes Städtchen mit diesen wunderschönen Dhofarhäusern, die fast alle dem Verfall preisgegeben sind. Wirklich sehr schade!!!!


Jetzt sind es noch 70 km bis Salalah, ich fahre dort aber nicht direkt hin. Um dem Roadbook aber gerecht zu werden hätte ich ohne Abstecher und Ruhetage Sur-Salalah in 13 Tagen und mit über 1000 km auf dem Tacho erreicht. Ohne den Sandsturm und mit Rückenwind könnte man es in 10-11 Tagen schaffen, aber wir sind hier ja nicht bei einer Rallye.


Damit ist mein Trip aber noch nicht zu Ende. Von Mirbat möchte ich noch einen Abstecher in die Berge unternehmen, es gibt dort noch einiges zu sehen. Außerdem muss ich doch noch schauen, wo die Weihrauchbäume wachsen.


Ausführliches zu Salalah und dem Rest meiner Tour könnt ihr dann in einem letzten Bericht lesen.


Ich hoffe, dass euch das Roadbook gefallen hat. War mal nicht so ausführlich wie sonst.

Freitag, 24. Februar 2017

Roadbook to Salalah (Teil I)

Diesen Bericht habe ich in Form eines Roadbooks geschrieben. Nur Dinge, die wirklich außergewöhnlich waren, werde ich etwas ausführlicher beschreiben.

Viel Spaß beim Verfolgen meiner letzten Etappe
Tag 1 oder km 80: von Sur bis Asilah (bereits im vor vorher gehenden Bericht abgehandelt)Tag 2 oder km 172: Al Ashkharah bis kurz vor Insel Masirah (Gegenwind)

- tolle Strände, menschenleer und Sprung in den indischen Ozean
- Sanddünen der Wahiba Sands kommen bis ans Meer
- Sandstein-Schichtfelsen und Übernachtung in dieser unwirklichen Landschaft
Tag 3 oder km 218: Abstecher auf die Insel Masirah und Umrundung (Rückenwind, Hurra!) - Bericht habt ihr schon bekommenTag 4 oder km 314: (ich zähle die Tage nur für die Tour nach Salalah, den Abstecher Masirah lasse ich bei der km- als auch der Tagezählung weg) - Masirah bis kurz vor Al Khalaf

- 742 km bis Salalah
- Kameltransport
- Dünen und Co.
Tag 5 oder km 415: bis kurz vor Duqm

- Treffen eines deutschen Pärchens, bekomme Vollkornbrot geschenkt
- Treffen eines Pärchens aus Südafrika Shaun + Ant
- Schlafplatz zwischen Schieferplatten
Tag 6 oder km 511: Duqm bis Ras Madrakah

- Vorräte auffüllen in Duqm
- Rückenwind
- Eiskaltes Bier in der Wüste - Treffe Shaun + Ant wieder
- Abstecher zum Ras Madrakah
- Campen mit Shaun + Ant am Strand
- Sehe meinen 1. Skorpion
Tag 7 oder km 511

- Ruhetag am Strand mit Shaun + Ant
- Ich werde von vorne bis hinten mit Essen und Trinken verwöhnt
Tag 8 oder km 586: Ras Madrakah bis in the middle of nowhere, kein Ort, nichts....

- Frühstück mit Pancakes und Oreo-Eiscreme
- Abschied von Shaun + Ant
- Schlechtwetterfront soll lt. Wetterbericht die ganze Küste morgen treffen
- Gegenwind
- Besuch von einem Wüstenfuchs (leider war die Kamera nicht griffbereit)
Tag 9 oder km 634: in the middle of nowhere bis kurz vor Qaysad

- morgens Regen
- Später Sandsturm

Hier muss ich nun ausführlicher berichten. Als ich morgens aufwache, sieht der Himmel alles andere als gut aus und als ich schon zusammenpacken will, fängt es zu regnen an. Ich setze mich also erst mal wieder in mein Zelt und warte den Regenschauer ab. Viel kommt nicht und nach 10 Minuten ist alles vorbei. Ich checke den Wind, Mist der kommt aus Nordwest, dabei mehr aus Norden. So habe ich mir das wirklich nicht vorgestellt, denn eigentlich ist die normale Windrichtung hier aus Nordost, so dass mich der Wind immer vor sich hertreiben sollte. Ich radle los.

30 km später geht es los. Zuerst werden die kleinen Sandkörnchen hochgewirbelt, später dann die größeren und als der Wind dann zum Sturm wird, der genau von rechts kommt und versucht, mich auf die Straße zu drängen, prasseln mir ziemlich große Steinchen ins Gesicht. Der Wind ist mein Feind geworden, er versucht mich in die Straße zu drängen. Er heult und tobt und mit den Kontaktlinsen kann ich schon fast die Augen nicht mehr aufmachen. Endlich nach 3 Stunden sehe ich schemenhaft ein Gebäude, Windschutz. Ich schiebe mein Rad dorthin. Es ist ein verlassenes Toilettenhaus, jedenfalls sind 2 Plumpsclos zu sehen, die aber zum Glück bis oben hin mit Sand gefüllt sind. Das Haus hat kein Dach und auch hier kommt der Sand kiloweise rein. Ich stelle mein Zelt auf und setze mich rein. Innerhalb von einer halben Stunde ist alles in und auf und um das Zelt herum mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Der Staub kriecht in alles, durch Reißverschlüsse, in die Ohren, Nase, Mund, unfassbar. Meine Kontaktlinsen müssen raus, Brille auf, anders geht es nicht mehr.

2 Stunden später kommt die Sonne raus, gut ich kann weiterfahren, packe alles zusammen. 1 Stunde später verfluche ich den Wind immer noch, ich schreie ihn an: "Hör endlich auf! Oder blas wenigstens von hinten!" Aber den Wind interessiert nicht, was ich kleines Licht mit meinem Rad will, er stürmt und tobt weiter ungeniert über die Ebene. Der Sand prasselt auf meine Packtaschen, in die Kette, die Gangschaltung. Keine Ahnung, wie lange sich das Radlager so noch drehen kann. Hier kann man sich den Sandstrahler sparen. Die Sicht jetzt nur noch 1 Meter, ich orientiere mich an dem gelben Seitenstreifen, versuche wenigstens noch 10 Kilometer zu schaffen. Ich kann auch nicht mitten in der Ebene einfach anhalten, keine Chance in dem Sturm, das Zelt aufzustellen. Ich brauche einen Windschutz. Aber außer ein paar niedrigen Büschen gibt es rein gar nichts. Endlich taucht wie im Nebel ein Gebäude auf, ein verlassener Wasserturm. Hier gibt es einen wunderbaren Sichtschutz, denn die Mauer ist sehr hoch. Baue mein Zelt auf, mit Kochen wird es heute nichts. Es gibt Kekse und Datteln. Ich hoffe, dass das morgen besser wird.

Wie es weitergeht mit dem Sandsturm erfahrt ihr im nächsten Bericht.

Die Insel Masirah (26.01.-29.01.2017)

Als kleinen Zwischenabstecher auf meiner Tour nach Salalah will ich noch die Insel Masirah besuchen. Sie liegt ca. 12 km vom Festland entfernt, ist 85 km lang und bis zu 13 km breit.

Mit der Fähre geht es in ca. 1 Stunde nach Hilf, dem Hauptort der Insel. Hier werden die Vorräte aufgefüllt, denn sonst ist auf der Insel kein Nachschub zu bekommen.

Haupteinnahmequelle der ca. 10.000 Einwohner ist die Fischerei. 

Masirah hat keine klassischen Sehenswürdigkeiten zu bieten, aber Naturliebhaber, Ornithologen und Freunde von einsamen Stränden kommen hier voll auf ihre Kosten.

Die Strände der Insel sind Naturschutzgebiet für die Schildkröten, die hier zur Eiablage herkommen. Auch sonst sieht man beim Strandspaziergang sehr schön, was es alles an Tieren im Meer gibt. Leider ist momentan nicht die richtige Zeit für die Beobachtung der Schildkröten beim Eierlegen.

Der höchste "Berg" ist mit 274 Metern der Jebel Humr, ansonsten sind nur kleine, aber sehr farbenfrohe Hügel zu sehen und außerdem eine Straße, die rund um die Insel führt. Diese ist komplett geteert und je weiter man nach Süden kommt, desto weniger Autos fahren dort, was super schön ist.

Da, wie schon berichtet die Strände geschützt sind, darf man dort auch nicht campen. Daher schlage ich mein Zelt in den schwarzen Hügeln auf und schleife mein Rad an eine einsame Stelle, zu der man nicht mal mit dem Auto hinkommen kann. Hier ist absolute Ruhe und ein toller Sternenhimmel. Ich habe versucht, ihn jetzt einen Tag vor Neumond zu fotografieren, aber das ist leider nicht wirklich etwas geworden.

Mein zweiter Tag auf der Insel führt mich weiter an weißen Stränden mit kristallklarem Wasser vorbei. Es ist unglaublich, aber sie sind weitgehend menschenleer und wer hier keine schöne Muschel findet, ist selbst schuld.

Von diesen Traumständen kann ich mich kaum trennen, aber leider geht auch die schöne Zeit auf Masirah zu Ende und ich muss wieder ans Festland zurück, um meine Tour nach Salalah fortzusetzen.

Kameltrekking in die Wahiba Sands (22./23.1.2017)

Die Wahiba Sands oder auf Arabisch Ramlat al-Wahiba ist 15.000 qkm groß und erstreckt sich über 250 km von Nord nach Süd. Im Osten reichen die Dünen bis an den indischen Ozean (das werdet ihr später noch sehen können). Obwohl die Wahiba eine kleine Wüste ist (im Vergleich zur Rub al-Khali und der Sahara beispielsweise), sind in ihr viele der geologischen und klimatischen Bedingungen, wie sie auch in den großen Wüsten zu sehen sind. Daher nutzen Wissenschaftler und Wüstenforscher sie als Untersuchungsgebiet, denn sie ist leicht zu erreichen und relativ einfach zu durchqueren. Hier gibt es mehr als zwanzig verschiedene Dünenformationen zu bestaunen. Es erstreckt sich ein riesiges Gebiet von versteinerten Sanddünen unter dem Sand, die am Meer an manchen Stellen zutage treten.

Außerdem gibt es nur hier inmitten der Wüste große, sandfreie und mit Bäumen bewachsene Flächen, in denen verschiedene Gazellenarten leben. Leider kommen wir mit dem Kamel soweit nicht in das Sandmeer hinein.

Wusstet ihr, dass Kamele 150 Liter auf einmal trinken können? Oder dass ein Kamel seine Körpertemperatur bei extremer Hitze auf 42 Grad ansteigen lassen kann? Außerdem kann es aufgrund von Wasserverlust 40% seines Körpergewichts verlieren. Menschen sterben bei 14% an Herzversagen, da das Blut zu dick wird. Kamele sind äußerst störrisch und eigenwillig, aber auch sehr genügsam. Es gibt sich mit dürren Halmen, Dornengestrüpp und trockenen Blättern zufrieden, außerdem vertragen sie im Notfall sogar Salzwasser. Ohne Wasser können es Kamele bis zu 25 Tage aushalten, bei Temperaturen über 50 Grad braucht es jeden 4. Tag Wasser.

Kamele schauen ja immer ziemlich hochnäsig und erhaben auf einen herab. Für diesen Blick gibt es eine alte Legende, die eine schöne Erklärung dafür liefert:

"Es gibt hundert Namen für Allah, doch Muhammad verriet seinen Anhängern nur neunundneunzig davon. Den hundertsten flüsterte er eines Tages seinem weißen Lieblingskamel ins Ohr, als Dank dafür, dass es ihm im Moment einer Gefahr zur Flucht verhalf. Diese Nachricht wurde unter den anderen Kamelen schnell verbreitet. So kommt es, dass nun alle Kamele den hundertsten Namen Allahs kennen, die Menschen jedoch nicht. Und das ist der wahre Grund, warum alle Kamele so blasiert, stolz, überheblich und hochnäsig sind, denn sie sind wissend."


Auch sonst sind Kamele perfekt für die Wüste ausgestattet. Zum einen die Fußsohlen, die groß und platt sind, damit sie eine möglichst hohe Auflagefläche auf dem Sand haben. Mit dem Zeh können sie sich beim dünenaufwärts laufen in den Sand krallen.

Zum Schutz vor Wind und Sand haben sie Nasenöffnungen, die sie schließen können, mit Fell bedeckte Ohren und lange Wimpern.

Die langen Beine schützen sie vor der Hitze, die vom Boden aufsteigt und an den Stellen, mit denen sie sich in den heißen Sand legen, sind sie mit einer dicken Hornhaut geschützt.

So habe ich mir ja das richtige Reisegefährt ausgesucht, Abdullah, mein Guide, sattelt die beiden Kamele und dann kann es losgehen in die Wüste.

Wenn ihr nun denkt, dass man sich auf den bequem zusammengerollten Decken gemütlich über die Dünen schaukeln lassen kann, dann habt ihr euch leider geirrt. Mit dem Kamel die Dünen auf und ab zu reiten ist - zumindest für Nicht-Beduinen - Schwerstarbeit. Ständig muss man aufpassen, wohin es geht und Abdullah's Befehle sagen mir was Sache ist: "Hold!" - es geht rauf (was noch die einfachste Übung ist), "hold! Lean back!" Es geht die Düne runter, am Anfang noch richtig lustig, wird es nach spätestens einer Stunde ziemlich anstrengend. Vor allem, wenn das Leitkamel schneller ist als das nachfolgende Kamel (auf dem ich sitze), muss es natürlich in den Trab übergehen. Das knallt einen mal so richtig schön auf die Wirbelsäule des Kamels, so viele Decken können da gar nicht sein. Jetzt habe ich ja eh schon meine gepolsterte Radhose an, aber ganz ehrlich, ich bin mir nicht sicher, ob die überhaupt was bringt.

Nach 3 Stunden ist Mittagspause, der Ritt bis hierher war landschaftlich super schön. Wir reiten durch die Dünen hoch über dem grünen Wadi. Warum es so grün ist, erfahre ich dann am nächsten Morgen, denn Regen hat es auch hier schon seit Monaten nicht mehr gegeben.

Absteigen nach 3 Stunden, das tut weh! Ich kann mich kaum auf den Beinen halten. Was da so sehr beansprucht wird, ist der Muskel, den wir auch zum Schwimmen brauchen. Er geht von der Leistengegend in den Oberschenkel, keine Ahnung wie er heißt. Auf jeden Fall habe ich am Anfang den Eindruck, dass ich mir einen Leistenbruch geholt habe, so weh tut das.

Wir rasten im Schatten eines Kamelgeheges, es gibt Reis mit Fisch, das der Pickup-Truck von Abdullah's Bruder bringt. Wasser ist auch genügend da, zum Nachtisch gibt es meine "Lieblings"-Frucht Bananen.

Nach weiteren 3 Stunden, die durch die Ebene führen und daher wirklich easy sind, queren wir das Wadi und es geht zu unserem Übernachtungsplatz in den Dünen. Abdullah und sein Bruder (wieder mit dem Pickup-Truck und der Ausrüstung angereist) bauen bei starkem Wind das Beduinenzelt auf. Ich steige derweilen auf die höchste Düne zum Sonnenuntergang.

Leider wird es aufgrund des starken Windes nichts mit dem gemütlichen Lagerfeuer vor dem Zelt. Zum Abendessen gibt es Reis mit Huhn und Halwa. Das ist vielleicht lecker: eine klebrige Masse, die wahrscheinlich hauptsächlich aus Zucker besteht, dazu omanischen Kaffee. Während Abdullah im Hintergrund betet, schaue ich aus dem Eingang des Zelts auf den Sternenhimmel, der absolut gigantisch ist. Der Wind ist leider immer noch so stark, dass man (vor allem mit Kontaktlinsen) nicht rausgehen möchte. Noch schöner ist er dann gegen 2 Uhr früh, aber ich bin zu müde, um jetzt meine Linsen reinzupopeln und mich mit der Kameraeinstellungen für Sternenhimmel zu beschäftigen. Ich warte auf Neumond - der ist am 28.1. und hoffe, dass ich dann in einer Ecke bin, wo keine andere Lichtquelle in der näheren Umgebung ist.

Am nächsten Morgen stehe ich schon zum Sonnenaufgang auf und gehe wieder auf die Düne. Aber was ist das? Nebel überall im Tal. Jetzt ist mir klar, warum hier alles so schön grün ist.

Als ich zurück komme, hat Abdullah schon ein schönes Feuerchen gemacht und der Teekessel steht auf der Glut. Es gibt einen mit Kardamom und noch ein paar Kräutern gewürzten Tee mit Kondensmilch - äußerst lecker! Dazu Toastbrot mit Streichkäse und Bananen.

Der Rückweg geht wieder über die Dünen, aber in ein anderes Seitental, das noch grüner ist, als das gestern. Leider gibt es von mir nicht wirklich tolle Bilder, denn ich glaube, dass Abdullah noch nie in seinem Leben so eine Kamera in der Hand hatte. 

Ach ja, er konnte kaum englisch, was ich am Anfang nicht so toll fand, weil ich ihn gar nichts zu Wüste, Kamelen und dem Beduinenleben fragen konnte. Jacqueline von Secret Arabia hat mir aber gesagt, dass sie mit den Beduinen lieber zusammenarbeitet, die nicht so viel mit Touristen zu tun haben, denn die machen die Frauen wenigstens nicht ständig an. Und das ist wohl wahr, denn Abdullah ist absolut korrekt, höflich und traut sich kaum, mich anzuschauen.

Ich hätte das landschaftstechnisch wirklich noch viel länger machen wollen, aber ich bin froh, dass ich nur 2 Tage gebucht habe. Mein Hintern am Steißbein ist total wund gerieben, vom ständigen nach hinten lehnen. Ich habe ja keinen Spiegel, aber auch wenn ich nur vorsichtig hinlange, fühlt sich das an, wie offenes Fleisch. Na ja, aber was jammere ich euch hier was vor - GEIL war´s und ein absolut gigantisches Erlebnis!!!!!

Jetzt kann ich meine letzte Etappe nach Salalah wirklich angehen, seid mit mir gespannt, wie lange ich für die Strecke brauche.

Weiterfahrt nach Sur und die Küste des Ja´alan (17.01.- 21.01.2017)

Ich freue mich, als ich mein Rad wieder beladen und mich nach dem super leckeren Frühstücksbuffet im Hotel wieder auf die Straße begebe. Ich will heute unbedingt noch zum Fins Beach kommen, an dem man laut Catherine super zelten kann.

Auf einem Mega-Highway fahre ich aus der Stadt raus, zum Glück gibt es einen Seitenstreifen.

Ca. 40 km hinter Muscat wird der Verkehr dann weniger und ich kann bei 60 km auch endlich auf eine Parallelstraße entlang des Meeres ausweichen.

Einen Zwischenstopp am Bimah Sinkhole lege ich auch ein. Hier ist die Decke eines Höhlensystems eingestürzt und hat so ein Loch von ca. 40 Metern Durchmesser geschaffen, in dem das Wasser durch das untermeerische Höhlensystem eindringt. Im hinteren Teil vermischt sich das von den Bergen kommenden Süßwasser mit dem Salzwasser.

Hier werde ich von dem freundlichen Wärter zu omanischem Kaffee (mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt) und Datteln eingeladen. Ich könnte auch hier zelten, meint er, aber ich würde lieber gerne mal am Meer mein Lager aufschlagen.

Nach insgesamt 124 km bin ich endlich an dem wunderschönen Strand angekommen und so verbringe ich die Nacht mit Wellenrauschen. Gewaschen wird heute im Meer und zum Abendessen gibt es Nudeln mit Tomatenmark, was nicht wirklich ein geschmackliches Highlight ist.

Am nächsten Tag geht es weiter nach Sur, einer alten Hafenstadt, die schon in vorislamischer Zeit Handel mit Ostafrika betrieben hat. Außer mit Datteln wurde auch mit Sklaven gehandelt. Die Dhauwerften sind allerdings kaum einen Besuch wert, da fast keine neuen Dhaus mehr gebaut werden und die Werften nur noch als Reparaturbetrieb fungieren. Trotzdem hat Sur seinen eigenen Reiz, man kann noch viele der alten Holztüren sehen und im Hafen liegen immer einige Dhaus, die noch in Funktion sind. Außerdem hat Sur zwei Forts vorzuweisen, die sehr malerisch liegen.

Später beginnt das Schutzgebiet für Schildkröten. Hier kann man im Sommer am Ras al-Hadd nachts die Schildkröten beobachten, wenn sie an den Strand kommen, um ihre Eier im Sand abzulegen. Dies ist dort allerdings nur mit einem Guide des Schutzgebietes möglich. Auch campen am Strand ist streng verboten.

So übernachte ich also in Sur im Hotel, um das Schutzgebiet am Tag zu umrunden. Über das Ras al-Hadd und Ras al-Jinz geht es immer der Küste entlang. Die Strände sind kilometerlang und menschenleer. Auch die Steilküste ist wunderschön.

In der Nähe von Asilah übernachte ich in einem Motel, wo mein Zelt direkt am Strand stehen kann. Dusche und Frühstück ist bei den 6 Rial (15€) mit dabei. Mein Abendessen bezahlt ein Australier, der hier als Professor an der Universität arbeitet und mit dem ich ins Gespräch komme. Er will alles über meinen Trip wissen und so speisen wir gemeinsam mit Blick auf die Brandung, die über die Riffplatte an den Strand rauscht.

Noch ein Highlight gibt es an dieser Stelle zu vermelden: Ich bin jetzt in 4 Monaten 5000 km geradelt.

So unterbreche ich meine Reise gen Süden für kurze Zeit, denn ihr werdet es nicht glauben, aber mein Kameltrekking steht an.

So biege ich bei Asilah nach Westen ab und radle bei dunklem Himmel und immer mal wieder Regen in die Wüste. Hier umgibt mich eine wirklich spektakuläre Landschaft, denn die Dünen und Berge sind von der Sonne angestrahlt, dahinter liegt eine schwarze Wolkenwand, auf die ich konstant zu radle.

Übernachtet wird heute in einem Wadi. Ob das angesichts der schwarzen Wolken über dem östlichen Hajir-Gebirge so ratsam ist? Ich suche mir im Wadibett einen etwas erhöhten Platz und schaue alle Stunde aus meinem Zelt und beobachte die Blitze, die in den Bergen zu sehen sind. Ich habe keine Ahnung, wie schnell so eine Flut da ist. Kommt da erst ein kleines Rinnsal daher und wieviel Zeit habe ich im Ernstfall noch, um mein Zelt auf einen höheren Platz zu zerren? No Risk, no fun denke ich mir, die Nacht wird trotzdem recht unruhig. Und am nächsten Morgen liegt mein Wadibett trocken vor mir. Alles gut gegangen!

Nun sind es nur noch ein paar km bis nach Bediyah, dem Ausgangspunkt meiner Kameltour morgen. Ich gehe in ein Hotel, nachdem ich es mit dem Rad zu den Dünen nicht schaffen kann. Jeder kleine Sandhügel bringt mein Rad abrupt zum Stehen. Ohne Teer kann ich von der Straße nicht weg.

Aber die Idee mit dem Hotel war nicht die schlechteste, denn da kann ich in meinem 3 Zimmer-Apartment alles herrichten, was ich für die Tour mit dem Kamel brauche. Außerdem muss mein Schlafsack mal richtig trocken werden. Der ist seit Tagen schon klamm und stinkt zum Himmel, da es nachts manchmal doch recht feucht wird. Aber ich traue mich nicht so recht, ihn hier in eine Reinigung zu geben, denn mit den Daunen drin, muss man ihn ganz vorsichtig waschen und wenn man ihn danach in den Trockner gibt, sollten 2-3 Tennisbälle mit rein. Das macht die Daunen wieder schön flauschig. Also muss er leider noch die nächsten Wochen stinken.

Wie auch im Übrigen meine Klamotten, die irgendwie nicht mehr so schön duften, wie sie sollten. Meistens werde sie ja nur noch mit Seife oder sonst irgendwelchen Mitteln gewaschen, die halt im Hotelbad so rumliegen. Am schlimmsten sind die Radunterhosen, die ich meistens 2-3 Tage anhabe. Aber da will ich nun mal nicht zu sehr ins Detail gehen :-)

Ihr Lieben, seid mit mir gespannt, wie es morgen mit dem Kameltrekking so läuft und was ich mit meinem Guide Abdullah erleben werde.

Wenn professionelle Guides total unprofessionell sind....

...dann ist das einfach nur nervig.

Mit Suleiman, dem Guide, den ich in den Bergen im Guesthouse getroffen habe, habe ich vereinbart, dass er mir Bescheid gibt, ob das denn nun mit dem Kameltrekking funktioniert oder nicht. In Muscat haben wir uns dann zum Abendessen getroffen, um über die Einzelheiten zu sprechen (muss ich Essen selbst organisieren, Zelt mitnehmen, Wasser besorgen etc. pp.).

Als wir also beim Essen sitzen, meint er, dass er bisher noch niemanden gefunden hat, der für 70 Rial pro Tag (hallo, das sind über 150€) das Trekking mit mir machen will. Aber er ist noch an einem anderen Beduinen in den Wahiba-Sands dran, der es sich überlegen will. Haben die zuviel Geld oder was ist da los?

Lange Geschichte kurz erzählt - Suleiman lädt mich am Hotel ab (komischerweise hat er auch hier ein Zimmer gebucht, obwohl er doch in Muscat wohnt) und meint, wir bleiben einfach in Kontakt und er würde mir Bescheid geben.

Eine Stunde später ruft er mich an und erklärt mir, dass er sich in mich verliebt hätte. Wie unprofessionell ist das denn? Ich schaue ziemlich blöd in den Hörer rein, denke schon, ich bin in einem Albtraum, aber nein, ich bin wach. Sofort kriegt er telefonisch einen Korb von mir rübergeknallt. Ich hab ihm ja nicht umsonst, ungefähr 325 Mal von meinem Freund erzählt. Geht´s eigentlich noch?

Ich bin froh, dass ich ihm am nächsten Morgen beim Frühstück nicht nochmal über den Weg laufe. Kameltrekking über ihn zu organisieren hat sich für mich damit also erledigt.

Tja, was nun tun? Das Kameltrekking von Secret Arabia Tours habe ich zwar noch nicht abgesagt, aber mit 250€ am Tag ist mir das eigentlich wirklich zuviel. Noch dazu habe ich nach dieser Aktion jetzt eigentlich überhaupt keine Lust mehr, allein mit einem Beduinen 3 Nächte in der Wüste zu verbringen. Ich kontaktiere nochmal Secret Arabia Tours, aber leider gibt es in nächster Zeit keine Gruppe für Kameltrekking und bei der ich mich anschließen könnte. Natürlich gibt es noch die Möglichkeit, das Trekking in der Rub al-Khali (bei Salalah) zu machen.

Wie auch immer, es ist noch alles offen und ich habe meine Pläne jetzt dahingehend geändert, erst mal an der Küste entlang nach Sur zu fahren, von da aus südlich, weiter an der Küste entlang. Auf dem Abschnitt hoffe ich, Lindsay und Paolo mit der Vespa nochmal zu treffen. Sie sind momentan von Salalah nach Sur unterwegs.

Ich sage dem Pärchen aus Musandam ab, es macht jetzt keinen Sinn, nochmal einen Tag hier in Muscat zu vergeuden, um die beiden zu treffen.

Am 17.1. sattle ich also mein "Pferdchen" und begebe mich wieder auf die Piste. 

Capital Area und die Hauptstadt Muscat (13.01.-17.01.2017)

Heißt die Muskatnuss so, weil sie aus Muscat kommt? Oder hat die Stadt ihren Namen von der Nuss? Wurde die Nuss nicht über Muscats Hafen in alle Herren Länder verschifft? Leider nichts dergleichen.

Der Name Muscat (gesprochen Maskatt) stammt von dem arabischen Wort "ma" für Ort und "saqat " für fallen ab. Dabei ist nicht klar, ob sich das Wort auf die steil zum Meer abfallenden Berge oder auf das Fallen des Ankers im Hafen bezieht.

Die Nuss allerdings wurde im Abendland erst im 11. Jahrhundert bekannt. Bis 1800 war die Muskatnuss purer Luxus und jeder, der es sich leisten konnte, hatte eine kleine Reibe und eine Nuss dabei, um Speisen und Getränke damit zu würzen. Man knusperte an kandierten Nüssen zum Wein oder band sie an juwelengeschmückte Kettchen. Als der künstlich hochgetriebene Preis fiel, geriet die Muskatnuss in Vergessenheit. Erst kurz nach 1900 wurde aus den Phenylpropan-Derivaten der Muskatnuss einer der Wirkstoffe für die Droge Ecstasy hergestellt. Noch ein Irrtum ist, die Muskatnuss ist gar keine Nuss im botanischen Sinne ist, sondern ein Samen der pfirsich-ähnlichen Frucht des tropischen Muskatnussbaumes.

Muscats lange und bewegte Vergangenheit reicht ca. 10.000 Jahre zurück. An Bedeutung gewann die sagenumwobene und märchenhafte Stadt am Golf von Oman allerdings erst im Mittelalter.

Ein berühmter omanischer Navigator namens Ahmad bin Majid beschreibt Muscat im Jahr 1490 wie folgt: "weltweit einzigartige Hafenstadt. Jahr für Jahr werden in enormer Geschäftigkeit Datteln, Pferde, Pflanzenöle und Stoffe gehandelt. Muscat liegt vor den Winden geborgen, sichert die Versorgung mit frischem Wasser und seine freundlichen Einwohner lieben die Fremden."

Letzteres zumindest hat sich bis heute nicht geändert. Gleich zu Beginn werde ich von einer Dame an einer Tankstelle angesprochen, die auch sofort ein Foto mit mir machen und von meiner Radreise etwas wissen möchte.

Für eine Araberin ist sie sehr untypisch gekleidet, mit hohen Schuhen und Fusskettchen.

Auch die Portugiesen waren hier bis 1622 insgesamt 150 Jahre lang an der Macht und bauten hier die beiden mächtigen Forts Mirani und Jalali.

1688 berichtet Engelbert Kämpfer, der als einer der ersten Europäer Muscat auf seinem Weg nach Indien erlebt hat: "Die Häuser der Stadt sind teils Hütten aus Palmzweigmatten und in der Mehrzahl gibt es Steinhäuser, luftig und hinreichend geräumig. Auf dem Basar fand ich große, süße, fleischige Mangopflaumen, die besten und lieblichsten, die ich jemals in indischen Ländern gefunden..." Lustig, dass er vom Oman als "indisches Land" spricht.

Der Forschungsreisende Carsten Niebuhr berichtet aus dem Jahr 1778: "Von den Produkten, die von Oman ausgeführt werden, sind die Datteln das Vornehmste. Maskat ist auch die Niederlage der meisten Waren, die aus dem persischen Meerbusen nach Hadramaut, Jemen, Hedjas und ganz Indien oder an den persischen Meerbusen gebracht werden sollen."

Ich dachte immer, dass Hadramaut zum Jemen gehört, aber vielleicht war das damals nicht so.

Muscat ist noch gar nicht so lange die Hauptstadt des Sultanats. Erst vor rund 200 Jahren wurde der Sultanssitz von Rustaq hierher verlegt.

Als Sultan Qaboos 1970 die Regierung übernahm, sollte die Hauptstadt des "neuen" Oman ein sichtbares Zeichen des Neuanfangs und der Modernisierung werden. Hier stehen die Palast- und Regierungsgebäude und alles ist piekfein herausgeputzt. Die Häuser sind fast alle weiß und strahlen schon von Weitem. Da Muscat ziemlich bergig ist, ziehen sich die einzelnen Stadtteile in verschiedene Wadis hinein.

Nachteil des Ganzen Modernisierungs-Wahnsinns ist, dass der alte Souk dem Regierungspalast des Sultans weichen musste. Der Palast nimmt die komplette Bucht einnimmt.

Alles ist top sauber, geschmackvoll und stylisch anzuschauen, aber fast schon steril und es existiert dort auch kein Leben, es hat keinerlei Trubel, überhaupt sind kaum Menschen (außer Touristen) auf der Straße zu sehen. Auch die alten Stadttore sind nicht mehr vorhanden, beziehungsweise nur als Nachbau.

Überhaupt ist nicht mehr viel Altes zu sehen, aber das neue "Old-Muscat" sollte man sich trotzdem anschauen und sich selbst eine Meinung dazu bilden. Ich finde es immer sehr schade, wenn Souks, alte Häuser, Stadttore oder ähnliches wegplaniert werden. So hat Muscat nicht wirklich viel vom orientalischen Flair behalten. Lediglich ein paar der alten Herrschaftshäuser sind noch zu bewundern, eines wurde zum Museum umgebaut und kann von innen besichtigt werden. Allerdings sieht es nicht anders aus, als die neuen, grellweißen Gebäude.

In Muttrah gibt es noch einen Souk, der aber von Touristen nur so überrannt wird. Schon bevor man ihn betritt wird man von den vielen Pakistanis und Indern angesprochen, ob man nicht Kashmir-Schals kaufen will. Nach dem 5. Laden mit Kashmir-Schals geht mir das Angequatsche schon auf den Geist und ich weiche in kleine Seitengassen aus, in denen es Artikel für den täglichen Gebrauch gibt. Nach den Souks in Iran ist das eher nichts für mich und ich suche schnell das Weite.

Sehr schön gestaltet ist die Corniche, aber etwas historisches ist auch hier nicht mehr zu sehen.

Auch eine Bucht weiter, ist nur Neues zu sehen, hier steht das omanische Parlaments-Gebäude.

In unmittelbarer Nähe dazu liegt das Al-Bustan Palace Hotel, ein 5-Sterne Hotel der Extraklasse. Ich komme mir mit meinen verstaubten Schuhen und in der Radlkluft ziemlich fehl am Platz vor.

Hier sind die Suiten im obersten Stock den Staatsgästen des Sultans und dem Sultan selbst vorbehalten. Die Wasserhähne sind aus purem Gold. Im Stockwerk darunter können die Angestellten der Staatsgäste untergebracht werden. Immerhin sind hier die Wasserhähne noch vergoldet. Die günstigsten Zimmer sind ab 500€ zu haben.

Lediglich ein kleines Fischerdorf finde ich noch in unmittelbarer Nähe zu Muscat auf einem morgendlichen Exkurs mit dem Rad entlang der Küste.

Ja, nun da es hier doch nicht so viel anzuschauen gibt, beziehungsweise ich Muscat ziemlich enttäuschend finde, wird eben ein Homeoffice-Tag eingelegt und ich kann euch, meine lieben Leser, mit neuen Infos zu meiner Reise beglücken.

Bleibt dran, es ist weiterhin spannend, denn im nächsten Bericht erfahrt ihr alles über das Kameltrekking oder auch Nicht-Kamel-Trekking :-)

Ups - I did it again (07.01.- 12.01.2017)

Ja, ich habe es doch noch einmal gewagt, mich auf 2000 Meter hochzukämpfen.

Nachdem ich mich mit Catherine aus Ibri im Wadi Tanuf zum Biken und campen getroffen habe, haben wir nochmal eingehend die Karte studiert und mich hat es doch nochmal gereizt, mich in die gewaltige Bergwelt des Jebel Akhdar zu wagen.

Vorher allerdings wurden wir an einer Moschee mit angeschlossenem Gebäude eingeladen, das Essen, der Hochzeitsgesellschaft zu genießen. Nicht geladene Personen, die des Weges kommen, werden im Freien auf einem Teppich verköstigt. Die Frauen feiern irgendwo anders, davon bekommen wir leider nichts zu sehen.

Wir können es nicht glauben, als jemand uns dieses Riesentablett mit Reis und Fleisch für ca. 4 Personen hinstellt. Noch dazu ist Catherine Vegetarierin und so bleibt das ganze Fleisch für mich. Gegessen wird hier mit den Fingern (nur die rechte Hand ist zu verwenden). Der Reis wird in die flache Hand genommen und zusammengepresst. Hat er die gewünschte Konsistenz, wird das ganze in den Mund geschoben. Das muss ich noch etwas üben, bei mir fällt die Hälfte wieder auf den Teppich zurück. Beim Fleisch ist das schon einfacher.

Am Schluss fülle ich was übrig bleibt in meinen Kochtopf, den mir sofort einer wegnimmt und nochmal bis oben hin voll mit Fleisch füllt.

Das Wadi Tanuf ist wunderschön und wir biken es zusammen bis die Straße nicht mehr weitergeht. Nur noch ein Trampelpfad führt zu einer kleinen Siedlung. Eine traumhafte Oase.

Abends schlagen wir unser Camp im Wadi auf und unterhalten uns noch lange am Lagerfeuer. Wirklich schön, wenn man mal jemanden zum Reden hat.

Am nächsten Morgen verabschieden wir uns. Catherine muss eigentlich heute arbeiten, hat aber beschlossen, einfach später aufzutauchen.

Ich gehe also die Strecke, die ich schon von der anderen Seite aus machen wollte, von Al-Hamra aus an. Von dieser Seite ist die Straße nämlich bis auf 2000 Metern geteert und nicht so steil.

Als ich oben wieder aufsteigen will, ist alles etwas sehr schwammig geworden. Mist, jetzt habe ich mir mit meinen "Unplattbar-Reifen" doch noch einen Platten gefahren. Alles Gepäck muss abgeladen werden, das Loch ist schnell gefunden. Nun noch den Reifen abtasten. Tatsächlich, da hat sich doch so eine fiese Dorne durch den dicken Mantel gebohrt. In den Hinterreifen nun einen gewissen Luftdruck mit der kleinen Pumpe reinzubekommen, ist gar nicht so einfach. Ich schaffe es bis auf ca. 2,8 Bar, was jetzt nicht gerade der Brüller ist, aber mehr geht in der Hitze grade nicht. 

Nach 2 km fängt die Teerstraße an und so schraube ich mich langsam die insgesamt 1300 Höhenmeter nach oben. Es muss nur 2x geschoben werden, ansonsten kann man es im kleinsten Gang schon schaffen. Oben angekommen, ist es zapfig kalt und ich muss erst mal meine total nassgeschwitzten Klamotten aus- und etwas Warmes anziehen. Dann kommt endlich das Al-Hoota Resthouse in Sicht. Toll, ich darf mein Zelt aufstellen, bekomme einen Zimmerschlüssel und darf mich dort duschen, mein Handy laden etc. Den Reifen bekomme ich dann noch bis auf 3 Bar aufgepumpt. Der Rest muss warten, bis ich einen Tankstelle finde.

Ich bin der einzige Gast hier und bekomme trotz allem ein fürstliches Abendessen, bestehend aus 3 Gängen. Hummus, Fladenbrot, Salat mit Granatapfelkernen, Huhn, Fisch, Reis und Gemüse und als Nachtisch einen leckeren Obstsalat.

Der Manager kommt noch vorbei und bringt mir ein Kopfkissen und eine warme Decke, denn hier auf 2000 Metern hat es - sobald die Sonne untergegangen ist - nur noch 10 Grad. Später wird es sicherlich noch kälter. Es ist wunderbar ruhig die ganze Nacht, aber ich bin froh um die extra Decke.

Nach dem Frühstück und der Empfehlung von Ahmad, dem Manager, im Guesthouse Bait Bimah zu nächtigen, fahre ich weiter.

Ab dem Pass, der noch 2 km entfernt ist, beginnt die Piste, die auf der anderen Seite ins Wadi Bani Awf führt. Ja, eine meiner besten Entscheidungen die Tour von dieser Seite zu machen. Never, ever hätte ich das geschafft, ich hätte nur noch schieben können, bzw. bin ich mir gar nicht sicher, ob ich das Gewicht überhaupt hätte raufschieben können. Ich muss des öfteren absteigen und bergab schieben. Allerdings ist es die absolute schönste und gewaltigste Berglandschaft, die ich bisher erlebt habe und absolut alle Anstrengung wert.

Alle Jeeps, die mir entgegenkommen oder mich überholen, halten an, fragen, ob ich Hilfe oder Wasser brauche und plauschen kurz mit mir. An einer Stelle, ist es dermaßen steil, dass ich beim Bergabfahren doch noch den Grip verliere und in den super weichen Staub falle. Wahnsinn, das ist wie Mehl, mein Rad und ich sehen aus, wie eingepudert.

Ich versuche mich im Fotografieren der Steigung, aber es kommt einfach nicht so krass rüber, wie es tatsächlich ist. Eventuell wird das GoPro Video es besser zeigen.

Auf jeden Fall brauche ich für die 12 km den ganzen Vormittag und komme erst um 13 Uhr an dem Guesthouse am Anfang eines Wadis an. Es liegt wunderschön dort und für 12,50€ bekomme ich Mittag-, Abendessen und Frühstück. Duschen und campen ist umsonst.

Später kommt noch ein Schweizer Pärchen mit ihrem omanischen Guide Suleiman. Der hat sogar Wein und Bier besorgt, wir sollen nicht fragen, wo er es her hat. Es wird mal wieder ein lustiger Abend mit leckerem Essen, den die beiden Köche, der eine aus Nepal, der andere von hier, kochen. Suleiman kennt natürlich wieder jemanden, der einen Beduinen in den Wahiba-Sands kennt. Mal sehen, ob ich da nicht eine etwas günstigere Kameltrekking-Tour bekommen kann.

Am nächsten Morgen bekomme ich von Dip, dem Nepalesen, sogar noch eine Tüte mit Sandwiches, Obst und Orangensaft in die Hand gedrückt. So ist mein Mittagessen schon gesichert.

Die Weiterfahrt bis zur Hauptstraße ist auch an diesem Tag mit einem Highlight nach dem anderen gespickt. Der Hund von Bait Bimah begleitet mich bis zum nächsten Ort.

So recht kann ich mich von den Bergen nicht trennen und fahre daher noch 3 Tage durch die verschiedenen Wadis. Erst ins Wadi Bani Kharus, das mittlerweile schön geteert ist. Vorbei an wunderschönen Orten und Oasen schraubt sich die Straße dann aber doch wieder bis auf 900 Meter hoch.

Gecampt wird die meiste Zeit in kleinen Flussbetten, wo man sich am besten verstecken kann. Mittlerweile ist nämlich auch schon fast wieder Vollmond und das Zelt steht wie unter einer Straßenlaterne, so hell ist er.

Auch das Wadi Abiyad mit seinen blauen, alkalihaltigen Pools und glasklarem Wasser, in dem die Steine wie Gemälde aussehen, ist wunderschön. Allerdings muss ich nach der Hälfte das Rad stehen lassen, da es nur noch durch loses Geröll das Flussbett entlang geht. Das wäre wirklich ein toller Übernachtungsplatz, aber es ist einfach nicht möglich, das schwere Rad bis dorthin zu schleifen.

Am letzten Tag geht es noch Richtung Wadi Mistal in die Ghubra Bowl. Die Ghubra Bowl ist eine 20 km breite Hochebene, die von den Bergen des Jebel Akhdar umgeben ist. Die steile Strecke bis ins Wadi und zur Bergoase schenke ich mir und bleibe auf der Hochebene.

Jetzt habe ich schon zwei Wochen in der Bergwelt verbracht und heute verlasse ich die Berge schweren Herzens und besuche Nakhl, das am Fuß des Jebel-Akhdar Gebirges in der Batinah-Ebene liegt. Auch hier gibt es wieder ein schön restauriertes Fort zu sehen. Nakhl ist das arabische Wort für Dattel und so macht diese Oase mit tausenden von Dattelpalmen ihrem Namen alle Ehre.

Außerdem mache ich Mittagsrast an den warmen Quellen und beobachte das Treiben. Als einzige Frau in voller Montur zu den Männern in das gefasste Becken zu springen, habe ich keine große Lust, wie ihr euch sicher vorstellen könnt.

So führt mich dann eine schreckliche, stark befahrene Hauptstraße ohne Seitenstreifen 30 km weit bergab. In Barka fahre ich an einer Polizeistation vorbei und ergreife die Gunst der Stunde und verlängere hier mein Visum um einen weiteren Monat.

Wie es in der Capital Area / Muscat weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Bericht.

Warmshowering in Ibri und die Berge des Hajar (31.12.2016 - 6.1.2017)

Auf der Weiterfahrt durch das Wadi, das jetzt Wadi Sahtan heißt (Wadi Bani Awf bog in eine andere Richtung ab), sind einige Furten mit Wasser zu durchqueren. Außerdem begleiten mich kilometerweit die sogenannten Wellblech-Pisten. Das ist eine arge Materialbelastung für das Rad und so lockern sich schnell einige Schrauben. Mit dem Fahrrad kann man aber meistens rechts oder links davon ausweichen.

Wirklich wunderschön sind die Wadis, teilweise fährt man durch ein etwas breiteres Tal auf eine Mauer aus Fels zu. Man fragt sich, wo die Straße wohl weitergehen wird, aber immer öffnet sich ein Spalt und der Weg zwängt sich durch eine Schlucht, um auf der anderen Seite wieder in das nächste breite Flussbett zu münden. Ein Mann kommt mir zu Fuß entgegen und wir unterhalten uns in einer Mischung aus englisch, arabisch und Handzeichen. Ob er Wasser braucht? Nein, sein Haus ist gleich um die Ecke. Wo ich geschlafen habe? Ich bedeute ihm, in dem engen Wadi. Wo ich hinwill? Nach Ibri - mashallah, so Gott will und dann gehen bzw. fahren wir beide unserer Wege.

Weiter geht es durch spektakuläre Landschaft. Der Jebel Akhbar-Gebirgszug mit dem Gipfel des Jebel Shams kommt in Sicht. Ich sehe auch die Straße, die hochführt. Nein, das ist definitiv zu steil! Da muss ich mal sehen, ob es nicht einen anderen Weg gibt. Bisher ist diese Strecke für mich die wohl schönste, die ich im Oman gefahren bin. Ab Amq wird die Piste zu einer Art Highway ausgebaut. Ein ca. 5 km langes Stück fehlt noch. Es wird gebohrt, gebaggert und gesprengt, was das Zeug hält. Eine Betonmauer verschandelt das Landschaftsbild. Teilweise wurde hier den Dattelbauern eine 3 Meter hohe Betonwand vor die Tür gesetzt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das von den Anwohnern so gewollt war.

Klar, dadurch gibt es jetzt keine Überschwemmungen mehr, weil der Fluss jetzt in geregelten Bahnen verläuft. Wenn es denn mal regnet und das kommt selten genug vor. Das letzte Mal war das im letzten Februar! Schön ist jedenfalls was anderes und ich bin froh, als ich von dem ganzen Staub und der Baustelle weg bin.

Die Hauptstraße Richtung Ibri ist allerdings auch nicht der Brüller. Ich beschließe also durch 2 angrenzende Wadis die Strecke nach Ibri etwas aufzulockern. Dafür muss ich aber noch bis km 57 biken. In einem Supermarkt spricht mich ein Mann an. Das Übliche Woher und Wohin. Er kann nicht glauben, dass ich immer allein im Zelt schlafe. Er lädt mich zu sich nach Hause ein. Er hat 2 kleine Kinder dabei, könnte ich also schon machen. Aber wenn ich es bis morgen nach Ibri schaffen will, klappt das nicht. Ich lehne höflich ab. Es kommt keine zweite Aufforderung, also war es vielleicht doch wieder reine Höflichkeit.

Ich bin super froh, als ich in die Berge abbiegen kann. Das Wadi ist traumhaft! Mit Palmen, Bäumen und Oleander bewachsen und immer wieder Wassertümpel. Ich finde einen wunderschönen Platz im Wadibett und schlage dort mein Nachtlager auf. So klingt bei mir das alte Jahr bei Spaghetti mit Thunfisch (ja, ich weiß, das hatte ich Weihnachten schon :-)) aus. Die Sonne strahlt die Berge rot an und ein toller Sternenhimmel spannt sich über mein Zelt. Nachts wird es angenehm kühl, hier auf 1000 Metern.

Der Neujahrs"brunch" besteht aus einem Schokocroissant, Fladenbrot mit Orangenmarmelade und einer Tasse 3 in 1 Nescafé. Ein Schäfer kommt vorbei und schaut mir ganz genau zu, wie ich mein Rad belade. Leider ist keine Verständigung möglich. Ich schenke ihm eine Postkarte von München. Dann geht es weiter durch das Wadi in stetigem Auf und Ab.

Ich komme an wunderschönen Oasenorten vorbei und in einem davon nehme ich dann doch eine Einladung zum Kaffeetrinken an. Ein Mann hat neben mir angehalten und mich in sein Haus eingeladen. Seine Frau und 6 (von 9) seiner Kinder sind da. Er spricht recht passabel englisch und er erzählt mir, dass er erst vor kurzem bei seinem 90jährigen Vater ausgezogen ist, weil der nochmal ein neue, jüngere Frau geheiratet hat. Ich werde in den Wohnbereich geführt und es gibt erst mal Tee mit Milch, dann den berühmten Omani-Kaffee. Der schmeckt wirklich übel. Ich habe keine Ahnung, was da genau drin ist, Kaffee ist es jedenfalls nicht. 3 Schälchen davon, wird mir erklärt, soll ich davon trinken. Irgendwie kriege ich das Zeug schon runter. Dazu gibt es leckere Datteln und Obst. Hier dauert so eine Einladung nicht ewig wie in Iran und nach einer Stunde werde ich höflich verabschiedet.

Leider muss ich dann irgendwann auf die Hauptstraße nach Ibri einbiegen. Die zieht sich dann wieder ganz schön durch die Hitze und eine baumlose Ebene. Mein Mund ist schon wieder staubtrocken, meine Lippen brennen. Endlich komme ich in Ibri an und fahre zu meiner warmshowers-Gastgeberin Catherine. Sie ist aus England und ist seit einem Jahr hier in Ibri als Englisch-Lehrerin an einem College beschäftigt. Sie ist an den Wochenenden immer in den Bergen mit dem Mountainbike unterwegs.

Es ist noch ein Pärchen da: Lindsay, eine Krankenschwester aus Kanada und Paolo, ein IT-ler aus Italien. Die beiden sind zusammen mit einer Vespa unterwegs. Von hier wollen sie noch nach Iran und in die -stans-Länder. 9 Monate soll die Tour noch gehen. Am Ende soll die Vespa wieder nach Italien gebracht werden. Es wird ein richtig lustiger Abend, Catherine kocht für uns und wir haben interessante Gespräche über das Reisen. Außerdem kennt Catherine fast jedes Wadi in den Bergen und kann mich super beraten, welches zu steil, welches machbar ist. 

Mein Weg führt mich von Ibri zu den Bienenwaben-Gräbern von Al-Ayn. Sie liegen einsam und verlassen auf einer farbigen Hügelkette vor dem Gebirgszug des Jebel Misht (Misht = Kamm) - auf dem Foto ist der Gebirgszug nicht zu sehen, er befindet sich weiter links.

5000 Jahre alt sind diese drei bis vier Meter hohen Gräber, von denen noch 18 Stück ihre ursprüngliche Gestalt haben. Jedes hat einen bogenförmigen Eingang, manche haben mehrere Mauern, die die Grabkammer wie eine Zwiebel umschließen. Außer Keramikresten haben Archäologen allerdings nichts in den Gräbern gefunden.

Catherine hat mir den Tipp gegeben, von dort aus ins Wadi Dum zu fahren. Es ist ein Sackgassen-Wadi, d.h. Verkehr gibt es dort keinen. Es ist auch kein Ort am Ende des Wadis sondern am Wadi-Ausgang. Wunderbar, hier finde ich einen der einsamsten und ruhigsten Schlafplätze meiner Tour.

Am nächsten Tag will ich es endlich wagen und mache mich auf den Weg zum Jebel Akhbar, bzw. auf das Jebel Shams Plateau. Das Plateau befindet sich auf 2000 Metern mit Blick auf den Jebel Shams, den mit 3009 Metern höchsten Berg des Oman. Die erste Etappe führt durch die Berge über eine super steile Piste nach Minthar und auf der anderen Seite noch viel steiler hinunter in das Wadi Ghul. Mir ist es ein Rätsel, wie jemand diese Steigung erstens bauen, zweitens fahren kann. Teilweise schiebe ich bergab. Leider kommen Steigungen nie so richtig auf den Fotos rüber. Ich habe die Kamera jedenfalls nicht schief gehalten.

Vom Wadi Ghul geht es bergauf, zunächst auf einer Teerstraße. Aber auch die wird so steil, dass es nur noch mit Schieben weitergeht.

Nach 3 Stunden bergauf-Schieben habe ich die Nase voll und miete mir einen Jeep nebst Fahrer, der mich auf das Plateau bringt. Eine super Entscheidung, finde ich, als ich auf der Fahrt die weiterführende Piste sehe. Unfassbar, das hätte ich an dem Tag nie geschafft.

13 km sind es noch bis zum Jebel Shams Resort, an dem man auch campen kann. Für 40€ ist sogar Frühstück und Abendessen mit dabei. Eine eindrucksvolle, wilde Gebirgslandschaft umgibt das Resort und man kann direkt den Gipfel des Jebel Shams sehen. Auch hier sitzt wieder das Militär on top, aber man kann über einen Wanderweg hinaufgehen. Allerdings sind das 12 Stunden hin und zurück, was mich angesichts der Tatsache, dass die Sonne erst um 6.30 Uhr aufgeht und es schon um 18 Uhr dunkel ist, nicht anmacht. Und was sind schon 3009 Meter, pah, da hab ich schon ganz andere Sachen gemacht :-) Deswegen schenke ich mir den Aufstieg auf den Gipfel.

Ich treffe hier Lindsay und Paolo wieder, die aber an den Klippen über dem Grand Canyon des Oman zelten wollen. Da ist es saukalt und windig und ich bin froh, dass ich mir in der Kälte nichts mehr kochen muss, sondern mir schön gepflegt ein leckeres Buffet einverleiben kann.

Ja, es gibt hier einen sogenannten Grand Canyon, der seinem Namen auch wirklich alle Ehre macht. Man kann hier entlang den sogenannten Balcony Walk machen.

Dieser führt ca. 50 Meter unterhalb des Canyonrands bis zum Ende der Schlucht. 1,5 Stunden dauert der Weg einfach. Ich brauche mit all meinen Fotostops und Selfies 2,5 Stunden.

Am Ende des Canyons ist das verlassene Dorf Seb zu besichtigen. Ähnlich wie in den USA in Mesa Verde versteckt sich das Dorf unter einer überhängenden Felswand.

Es ist unglaublich, wie entbehrungsreich das Leben hier gewesen sein muss. Es wurde ein Bewässerungssystem und Wasserdepots in die Felsen gebaut und in mühevoller Kleinarbeit einige Terrassen zum Bewirtschaften aus dem Fels gearbeitet.

Mein Highlight diesen Abend ist mal wieder das Buffet, allen voran der Nachtisch: Vanillepudding mit frischen Früchten drin - absoluter HAMMER!

Am nächsten Tag komme ich in den Genuss eines gigantischen Downhills von insgesamt 25 Kilometern. Allerdings muss ich auf den steilsten Stücken immer wieder anhalten, um meine Bremsen abkühlen zu lassen.

Schon mittags komme ich in Bahla an und nehme ein Zimmer im Bahla Hotel. Mein Rad darf mit ins Zimmer. Das ist gut so, denn ich muss einige Schrauben nachziehen, die sich auf den Rüttelpisten gelockert haben.

Zuerst fahre ich aber nochmal 12 km ohne Gepäck zur Wohnburg von Jabrin, die sich inmitten von Dattelplantagen befindet. Sie wurde 1984 renoviert und mit traditionellen Gegenständen und Möbelstücken ausgestattet, so dass man einen sehr guten Einblick in die traditionelle omanische Wohnkultur bekommt. Erbaut wurde der Palast 1670 von Sultan al-Ya´aruba, 1688 wurde Jabrin die Hauptstadt des Oman. Besonders interessant sind die Vorratsräume für Datteln. Diese wurden tonnenweise hier gelagert, um im Falle einer Belagerung lange ausharren zu können. Durch das Gewicht der Datteln, wurde der Dattelsirup herausgepresst und in Krügen aufgefangen. Im Falle eines Angriffs wurde der Dattelsirup erhitzt und durch Rinnen auf die Angreifer gegossen.

Da Lindsay und Paolo auch noch hier sind, treffen wir uns spontan zum Abendessen. Die zwei sind wirklich sehr liebe Zeitgenossen und die Gespräche machen richtig Spaß. Wir hoffen, dass wir uns auf der Strecke Sur-Salalah treffen werden, um dort ein schönes Camp an einem der Bilderbuch-Strände aufzuschlagen.

Bahla und sein Fort Hisn Tamah, das im 17. Jahrhundert erbaut wurde, sind von der Unesco geschützt. Das Fort ist von seiner Größe her wirklich beeindruckend und wurde auch wunderbar restauriert. Allerdings ist es doch sehr kahl. Es fehlen die Beschilderungen, eine Broschüre oder ein Audioguide. Allerdings kann man viel Zeit damit verbringen, die vielen Türme zu ersteigen und durch die Räume zu streifen. Der Blick von hier oben über die Oase ist ebenfalls sehr lohnenswert. Generell hat mir der Palast von Jabrin gestern aber viel besser gefallen, da er sehr liebevoll hergerichtet und mit einigen schönen Accessoires ausgestattet war.

Bahla kann außerdem mit der längsten noch erhaltenen Stadtmauer des Oman aufwarten. Nur an zwei Stellen ist sie von der Hauptstraße durchtrennt.

Heute ist Freitag, damit der Sonntag der Muslime. Es gibt am Vormittag im Souk von Bahla einen Tiermarkt, den ich mir anschauen will. Ich bin die einzige Touristin und auch die einzige Frau und komme mir schon ein bisschen komisch vor. Ich verdrücke mich in eine Ecke, wo mich keiner so recht bemerkt und schaue mir das Treiben an.

Eigentlich werden hier nur Ziegen und Schafe gehandelt. Die Männer bilden einen Kreis und eine Gasse, durch die die Händler ihr Vieh führen. Ist einer der Umstehenden an einem Tier interessiert, wird ihm ins Maul und in den Hintern geschaut, außerdem die Hufe kontrolliert. Man bekommt vom Feilschen allerdings nicht wirklich etwas mit, das geht alles sehr ruhig vonstatten.

Von Bahla zieht es mich wieder in die Berge. Schließlich habe ich noch einige Zeit, bis ich in Muscat bei Marisol und Lucien (aus Musandam) sein will. Ob ich nochmal einige der richtig steilen Bergstrecken machen werde, mal sehen...