Freitag, 24. Februar 2017

Capital Area und die Hauptstadt Muscat (13.01.-17.01.2017)

Heißt die Muskatnuss so, weil sie aus Muscat kommt? Oder hat die Stadt ihren Namen von der Nuss? Wurde die Nuss nicht über Muscats Hafen in alle Herren Länder verschifft? Leider nichts dergleichen.

Der Name Muscat (gesprochen Maskatt) stammt von dem arabischen Wort "ma" für Ort und "saqat " für fallen ab. Dabei ist nicht klar, ob sich das Wort auf die steil zum Meer abfallenden Berge oder auf das Fallen des Ankers im Hafen bezieht.

Die Nuss allerdings wurde im Abendland erst im 11. Jahrhundert bekannt. Bis 1800 war die Muskatnuss purer Luxus und jeder, der es sich leisten konnte, hatte eine kleine Reibe und eine Nuss dabei, um Speisen und Getränke damit zu würzen. Man knusperte an kandierten Nüssen zum Wein oder band sie an juwelengeschmückte Kettchen. Als der künstlich hochgetriebene Preis fiel, geriet die Muskatnuss in Vergessenheit. Erst kurz nach 1900 wurde aus den Phenylpropan-Derivaten der Muskatnuss einer der Wirkstoffe für die Droge Ecstasy hergestellt. Noch ein Irrtum ist, die Muskatnuss ist gar keine Nuss im botanischen Sinne ist, sondern ein Samen der pfirsich-ähnlichen Frucht des tropischen Muskatnussbaumes.

Muscats lange und bewegte Vergangenheit reicht ca. 10.000 Jahre zurück. An Bedeutung gewann die sagenumwobene und märchenhafte Stadt am Golf von Oman allerdings erst im Mittelalter.

Ein berühmter omanischer Navigator namens Ahmad bin Majid beschreibt Muscat im Jahr 1490 wie folgt: "weltweit einzigartige Hafenstadt. Jahr für Jahr werden in enormer Geschäftigkeit Datteln, Pferde, Pflanzenöle und Stoffe gehandelt. Muscat liegt vor den Winden geborgen, sichert die Versorgung mit frischem Wasser und seine freundlichen Einwohner lieben die Fremden."

Letzteres zumindest hat sich bis heute nicht geändert. Gleich zu Beginn werde ich von einer Dame an einer Tankstelle angesprochen, die auch sofort ein Foto mit mir machen und von meiner Radreise etwas wissen möchte.

Für eine Araberin ist sie sehr untypisch gekleidet, mit hohen Schuhen und Fusskettchen.

Auch die Portugiesen waren hier bis 1622 insgesamt 150 Jahre lang an der Macht und bauten hier die beiden mächtigen Forts Mirani und Jalali.

1688 berichtet Engelbert Kämpfer, der als einer der ersten Europäer Muscat auf seinem Weg nach Indien erlebt hat: "Die Häuser der Stadt sind teils Hütten aus Palmzweigmatten und in der Mehrzahl gibt es Steinhäuser, luftig und hinreichend geräumig. Auf dem Basar fand ich große, süße, fleischige Mangopflaumen, die besten und lieblichsten, die ich jemals in indischen Ländern gefunden..." Lustig, dass er vom Oman als "indisches Land" spricht.

Der Forschungsreisende Carsten Niebuhr berichtet aus dem Jahr 1778: "Von den Produkten, die von Oman ausgeführt werden, sind die Datteln das Vornehmste. Maskat ist auch die Niederlage der meisten Waren, die aus dem persischen Meerbusen nach Hadramaut, Jemen, Hedjas und ganz Indien oder an den persischen Meerbusen gebracht werden sollen."

Ich dachte immer, dass Hadramaut zum Jemen gehört, aber vielleicht war das damals nicht so.

Muscat ist noch gar nicht so lange die Hauptstadt des Sultanats. Erst vor rund 200 Jahren wurde der Sultanssitz von Rustaq hierher verlegt.

Als Sultan Qaboos 1970 die Regierung übernahm, sollte die Hauptstadt des "neuen" Oman ein sichtbares Zeichen des Neuanfangs und der Modernisierung werden. Hier stehen die Palast- und Regierungsgebäude und alles ist piekfein herausgeputzt. Die Häuser sind fast alle weiß und strahlen schon von Weitem. Da Muscat ziemlich bergig ist, ziehen sich die einzelnen Stadtteile in verschiedene Wadis hinein.

Nachteil des Ganzen Modernisierungs-Wahnsinns ist, dass der alte Souk dem Regierungspalast des Sultans weichen musste. Der Palast nimmt die komplette Bucht einnimmt.

Alles ist top sauber, geschmackvoll und stylisch anzuschauen, aber fast schon steril und es existiert dort auch kein Leben, es hat keinerlei Trubel, überhaupt sind kaum Menschen (außer Touristen) auf der Straße zu sehen. Auch die alten Stadttore sind nicht mehr vorhanden, beziehungsweise nur als Nachbau.

Überhaupt ist nicht mehr viel Altes zu sehen, aber das neue "Old-Muscat" sollte man sich trotzdem anschauen und sich selbst eine Meinung dazu bilden. Ich finde es immer sehr schade, wenn Souks, alte Häuser, Stadttore oder ähnliches wegplaniert werden. So hat Muscat nicht wirklich viel vom orientalischen Flair behalten. Lediglich ein paar der alten Herrschaftshäuser sind noch zu bewundern, eines wurde zum Museum umgebaut und kann von innen besichtigt werden. Allerdings sieht es nicht anders aus, als die neuen, grellweißen Gebäude.

In Muttrah gibt es noch einen Souk, der aber von Touristen nur so überrannt wird. Schon bevor man ihn betritt wird man von den vielen Pakistanis und Indern angesprochen, ob man nicht Kashmir-Schals kaufen will. Nach dem 5. Laden mit Kashmir-Schals geht mir das Angequatsche schon auf den Geist und ich weiche in kleine Seitengassen aus, in denen es Artikel für den täglichen Gebrauch gibt. Nach den Souks in Iran ist das eher nichts für mich und ich suche schnell das Weite.

Sehr schön gestaltet ist die Corniche, aber etwas historisches ist auch hier nicht mehr zu sehen.

Auch eine Bucht weiter, ist nur Neues zu sehen, hier steht das omanische Parlaments-Gebäude.

In unmittelbarer Nähe dazu liegt das Al-Bustan Palace Hotel, ein 5-Sterne Hotel der Extraklasse. Ich komme mir mit meinen verstaubten Schuhen und in der Radlkluft ziemlich fehl am Platz vor.

Hier sind die Suiten im obersten Stock den Staatsgästen des Sultans und dem Sultan selbst vorbehalten. Die Wasserhähne sind aus purem Gold. Im Stockwerk darunter können die Angestellten der Staatsgäste untergebracht werden. Immerhin sind hier die Wasserhähne noch vergoldet. Die günstigsten Zimmer sind ab 500€ zu haben.

Lediglich ein kleines Fischerdorf finde ich noch in unmittelbarer Nähe zu Muscat auf einem morgendlichen Exkurs mit dem Rad entlang der Küste.

Ja, nun da es hier doch nicht so viel anzuschauen gibt, beziehungsweise ich Muscat ziemlich enttäuschend finde, wird eben ein Homeoffice-Tag eingelegt und ich kann euch, meine lieben Leser, mit neuen Infos zu meiner Reise beglücken.

Bleibt dran, es ist weiterhin spannend, denn im nächsten Bericht erfahrt ihr alles über das Kameltrekking oder auch Nicht-Kamel-Trekking :-)

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