Freitag, 24. Februar 2017

Ups - I did it again (07.01.- 12.01.2017)

Ja, ich habe es doch noch einmal gewagt, mich auf 2000 Meter hochzukämpfen.

Nachdem ich mich mit Catherine aus Ibri im Wadi Tanuf zum Biken und campen getroffen habe, haben wir nochmal eingehend die Karte studiert und mich hat es doch nochmal gereizt, mich in die gewaltige Bergwelt des Jebel Akhdar zu wagen.

Vorher allerdings wurden wir an einer Moschee mit angeschlossenem Gebäude eingeladen, das Essen, der Hochzeitsgesellschaft zu genießen. Nicht geladene Personen, die des Weges kommen, werden im Freien auf einem Teppich verköstigt. Die Frauen feiern irgendwo anders, davon bekommen wir leider nichts zu sehen.

Wir können es nicht glauben, als jemand uns dieses Riesentablett mit Reis und Fleisch für ca. 4 Personen hinstellt. Noch dazu ist Catherine Vegetarierin und so bleibt das ganze Fleisch für mich. Gegessen wird hier mit den Fingern (nur die rechte Hand ist zu verwenden). Der Reis wird in die flache Hand genommen und zusammengepresst. Hat er die gewünschte Konsistenz, wird das ganze in den Mund geschoben. Das muss ich noch etwas üben, bei mir fällt die Hälfte wieder auf den Teppich zurück. Beim Fleisch ist das schon einfacher.

Am Schluss fülle ich was übrig bleibt in meinen Kochtopf, den mir sofort einer wegnimmt und nochmal bis oben hin voll mit Fleisch füllt.

Das Wadi Tanuf ist wunderschön und wir biken es zusammen bis die Straße nicht mehr weitergeht. Nur noch ein Trampelpfad führt zu einer kleinen Siedlung. Eine traumhafte Oase.

Abends schlagen wir unser Camp im Wadi auf und unterhalten uns noch lange am Lagerfeuer. Wirklich schön, wenn man mal jemanden zum Reden hat.

Am nächsten Morgen verabschieden wir uns. Catherine muss eigentlich heute arbeiten, hat aber beschlossen, einfach später aufzutauchen.

Ich gehe also die Strecke, die ich schon von der anderen Seite aus machen wollte, von Al-Hamra aus an. Von dieser Seite ist die Straße nämlich bis auf 2000 Metern geteert und nicht so steil.

Als ich oben wieder aufsteigen will, ist alles etwas sehr schwammig geworden. Mist, jetzt habe ich mir mit meinen "Unplattbar-Reifen" doch noch einen Platten gefahren. Alles Gepäck muss abgeladen werden, das Loch ist schnell gefunden. Nun noch den Reifen abtasten. Tatsächlich, da hat sich doch so eine fiese Dorne durch den dicken Mantel gebohrt. In den Hinterreifen nun einen gewissen Luftdruck mit der kleinen Pumpe reinzubekommen, ist gar nicht so einfach. Ich schaffe es bis auf ca. 2,8 Bar, was jetzt nicht gerade der Brüller ist, aber mehr geht in der Hitze grade nicht. 

Nach 2 km fängt die Teerstraße an und so schraube ich mich langsam die insgesamt 1300 Höhenmeter nach oben. Es muss nur 2x geschoben werden, ansonsten kann man es im kleinsten Gang schon schaffen. Oben angekommen, ist es zapfig kalt und ich muss erst mal meine total nassgeschwitzten Klamotten aus- und etwas Warmes anziehen. Dann kommt endlich das Al-Hoota Resthouse in Sicht. Toll, ich darf mein Zelt aufstellen, bekomme einen Zimmerschlüssel und darf mich dort duschen, mein Handy laden etc. Den Reifen bekomme ich dann noch bis auf 3 Bar aufgepumpt. Der Rest muss warten, bis ich einen Tankstelle finde.

Ich bin der einzige Gast hier und bekomme trotz allem ein fürstliches Abendessen, bestehend aus 3 Gängen. Hummus, Fladenbrot, Salat mit Granatapfelkernen, Huhn, Fisch, Reis und Gemüse und als Nachtisch einen leckeren Obstsalat.

Der Manager kommt noch vorbei und bringt mir ein Kopfkissen und eine warme Decke, denn hier auf 2000 Metern hat es - sobald die Sonne untergegangen ist - nur noch 10 Grad. Später wird es sicherlich noch kälter. Es ist wunderbar ruhig die ganze Nacht, aber ich bin froh um die extra Decke.

Nach dem Frühstück und der Empfehlung von Ahmad, dem Manager, im Guesthouse Bait Bimah zu nächtigen, fahre ich weiter.

Ab dem Pass, der noch 2 km entfernt ist, beginnt die Piste, die auf der anderen Seite ins Wadi Bani Awf führt. Ja, eine meiner besten Entscheidungen die Tour von dieser Seite zu machen. Never, ever hätte ich das geschafft, ich hätte nur noch schieben können, bzw. bin ich mir gar nicht sicher, ob ich das Gewicht überhaupt hätte raufschieben können. Ich muss des öfteren absteigen und bergab schieben. Allerdings ist es die absolute schönste und gewaltigste Berglandschaft, die ich bisher erlebt habe und absolut alle Anstrengung wert.

Alle Jeeps, die mir entgegenkommen oder mich überholen, halten an, fragen, ob ich Hilfe oder Wasser brauche und plauschen kurz mit mir. An einer Stelle, ist es dermaßen steil, dass ich beim Bergabfahren doch noch den Grip verliere und in den super weichen Staub falle. Wahnsinn, das ist wie Mehl, mein Rad und ich sehen aus, wie eingepudert.

Ich versuche mich im Fotografieren der Steigung, aber es kommt einfach nicht so krass rüber, wie es tatsächlich ist. Eventuell wird das GoPro Video es besser zeigen.

Auf jeden Fall brauche ich für die 12 km den ganzen Vormittag und komme erst um 13 Uhr an dem Guesthouse am Anfang eines Wadis an. Es liegt wunderschön dort und für 12,50€ bekomme ich Mittag-, Abendessen und Frühstück. Duschen und campen ist umsonst.

Später kommt noch ein Schweizer Pärchen mit ihrem omanischen Guide Suleiman. Der hat sogar Wein und Bier besorgt, wir sollen nicht fragen, wo er es her hat. Es wird mal wieder ein lustiger Abend mit leckerem Essen, den die beiden Köche, der eine aus Nepal, der andere von hier, kochen. Suleiman kennt natürlich wieder jemanden, der einen Beduinen in den Wahiba-Sands kennt. Mal sehen, ob ich da nicht eine etwas günstigere Kameltrekking-Tour bekommen kann.

Am nächsten Morgen bekomme ich von Dip, dem Nepalesen, sogar noch eine Tüte mit Sandwiches, Obst und Orangensaft in die Hand gedrückt. So ist mein Mittagessen schon gesichert.

Die Weiterfahrt bis zur Hauptstraße ist auch an diesem Tag mit einem Highlight nach dem anderen gespickt. Der Hund von Bait Bimah begleitet mich bis zum nächsten Ort.

So recht kann ich mich von den Bergen nicht trennen und fahre daher noch 3 Tage durch die verschiedenen Wadis. Erst ins Wadi Bani Kharus, das mittlerweile schön geteert ist. Vorbei an wunderschönen Orten und Oasen schraubt sich die Straße dann aber doch wieder bis auf 900 Meter hoch.

Gecampt wird die meiste Zeit in kleinen Flussbetten, wo man sich am besten verstecken kann. Mittlerweile ist nämlich auch schon fast wieder Vollmond und das Zelt steht wie unter einer Straßenlaterne, so hell ist er.

Auch das Wadi Abiyad mit seinen blauen, alkalihaltigen Pools und glasklarem Wasser, in dem die Steine wie Gemälde aussehen, ist wunderschön. Allerdings muss ich nach der Hälfte das Rad stehen lassen, da es nur noch durch loses Geröll das Flussbett entlang geht. Das wäre wirklich ein toller Übernachtungsplatz, aber es ist einfach nicht möglich, das schwere Rad bis dorthin zu schleifen.

Am letzten Tag geht es noch Richtung Wadi Mistal in die Ghubra Bowl. Die Ghubra Bowl ist eine 20 km breite Hochebene, die von den Bergen des Jebel Akhdar umgeben ist. Die steile Strecke bis ins Wadi und zur Bergoase schenke ich mir und bleibe auf der Hochebene.

Jetzt habe ich schon zwei Wochen in der Bergwelt verbracht und heute verlasse ich die Berge schweren Herzens und besuche Nakhl, das am Fuß des Jebel-Akhdar Gebirges in der Batinah-Ebene liegt. Auch hier gibt es wieder ein schön restauriertes Fort zu sehen. Nakhl ist das arabische Wort für Dattel und so macht diese Oase mit tausenden von Dattelpalmen ihrem Namen alle Ehre.

Außerdem mache ich Mittagsrast an den warmen Quellen und beobachte das Treiben. Als einzige Frau in voller Montur zu den Männern in das gefasste Becken zu springen, habe ich keine große Lust, wie ihr euch sicher vorstellen könnt.

So führt mich dann eine schreckliche, stark befahrene Hauptstraße ohne Seitenstreifen 30 km weit bergab. In Barka fahre ich an einer Polizeistation vorbei und ergreife die Gunst der Stunde und verlängere hier mein Visum um einen weiteren Monat.

Wie es in der Capital Area / Muscat weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Bericht.

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