Dienstag, 22. November 2016

Zwischenstopp in Dubai und Urlaub vom Sabbatical (17.-19.11.)

Von wegen Katamaran-Schnellfähre. Anstatt der veranschlagten 4 Stunden brauchen wir geschlagene 7 Stunden bis nach Dubai und es ist somit natürlich längst dunkel, als wir in den Hafen laufen. 

In einem fremden Land und einer fremden Stadt irgendwo am Hafen anzukommen ist ja schon immer blöd. Dann aber noch im dunkeln mit dem Rad eine unbekannte Adresse suchen, saublöd! Aber man wächst ja bekanntlich mit seinen Herausforderungen und dank Locus Map Pro sollte es auch kein Problem sein und so radle ich vom Hafenterminal los. 

Der Unterschied zwischen Bandar Lengeh und Dubai könnte größer nicht sein. Schon die Arbeiter, die mein Fahrrad auf den LKW hieven, der das Gepäck vom Schiff zum Ankunftsterminal bringt, sprechen alle englisch. 

Ich fahre auf einer stark befahrenen 6spurigen Straße in die Stadt rein, immer parallel zum Meer. Aber wo sind die lauten Autos, wo die Abgaswolken? Wo ist meine Abgasvergiftung, als ich hinter einem Bus zum Stehen komme? Nichts zu riechen, (fast) nichts zu hören. Das lauteste ist ein Lamborghini oder Ferrari, der an mir vorbeidröhnt. Keine knatternden Mopeds, kein Gehupe, ich werde nicht gegrüßt und auch nicht aus dem Auto raus gefragt, woher ich komme. Beäugt werde ich trotzdem recht neugierig. Denn hier fahren maximal Rennradfahrer auf den ausgewiesenen Wegen. Ansonsten sind hier mit Fahrrad nur die Pakistanis und Philippinos unterwegs, die einen Rechen oder sonstige Gerätschaften transportieren. 

Hier überall gepflegte Straßen, an denen sich Burgerläden, Grillrestaurants, Cafés und Co., befinden. Frauen ohne Kopftuch und mit Hotpants sitzen dort gechillt im Freien und ich komme aus dem Schauen gar nicht mehr raus. Wahnsinn, das ist ja wie eine Zeitreise, ein Kulturschock gewissermassen, denn so einen Reichtum habe ich seit Wochen nicht gesehen. 

Der nächste Kulturschock erwartet mich dann bei meinen Gastgebern Johannes und Suzie im Stadtteil Al Bashra. Eine noble Villa mit Pool und allem was dazu gehört. Ich bin total geplättet. Sally, die philippinische Haushaltshilfe macht die Tür auf und geleitet mich gleich ins Gästezimmer. Das ist luxuriöser, als alle Zimmer, die ich auf meiner Reise hatte. Riesengroßes Himmelbett mit weichem Kopfkissen (in Iran waren die immer steinhart), eine tolle Matratze, leise Klimaaanlage und ein Bad en suite. Fabelhaft!

Da ich laut Johannes (mir ist das noch gar nicht so aufgefallen) in meinen Berichten, die Hotelkategorien nach dem Vorhandensein von westlicher Toilette und Clopapier vergebe, hier nun die Kategorie in Dubai: WESTTOILETTE, CLOPAPIER UND FEUCHTTÜCHER !!! Dazu weiche, duftende Handtücher und ungefähr 12 verschiedene Duschgels, bei denen ich die Qual der Wahl habe. Was ein Luxus!

Später sitzen wir draußen am Pool und ich genieße mit Suzie einen kühlen Weißwein, den ersten Alkohol nach 3 Monaten. Mann Leute, das alles ist Freiheit! Und als ich am nächsten Tag im luftigen Sommerkleidchen draußen rumspaziere, weiß ich erst zu schätzen, was das heißt. Wenn man tun und lassen kann, was man will, man sich kleiden kann, ganz nach gusto, auf Parties gehen, Alkohol trinken, die Musik hören, die man mag, einfach Spaß haben und das Leben genießen kann. Außerdem ist hier wieder der Zugriff auf Facebook, Youtube, Airbnb und Co. möglich. Das Internet ist super schnell und ich komme gar nicht so schnell hinterher, wie das hier rast. 

Nach dem Frühstück (es gibt Toast mit Nutella und Nespresso-Kaffee) radle ich zu Wolfi´s Bikeshop. Die hatten mich allerdings für gestern terminiert und können mich jetzt nicht mehr reinnehmen. Aber der Mechaniker ruft bei einem anderen Radhändler an, der nicht weit weg ist. Zu dem bike ich dann hin, er wird mir den gesamten Service machen, eine neue Kette muss auch wieder her und außerdem das Problem mit dem Pedal klären. Ich darf mein Rad sogar 4 Wochen hier stehen lassen, nur habe ich meine Bremsscheiben vergessen, die er mir noch einbauen will. Ich werde Johannes bitten, sie nächste Woche schnell vorbeizufahren.

Dubai ist jetzt vielleicht nicht jedermanns Geschmack, es ist einfach zu künstlich, es fehlt das Lebendige, quirlige Märkte und Straßen voller Menschen, kleine, urige Läden, Brutzelstände und vieles mehr. Alles ist ziemlich amerikanisch angehaucht, die Malls sind Wahnsinn. Man kann tagelang shoppen, ohne dass man zweimal am selben Laden vorbeigeht. Aber trotz allem hat es was, vor allem nach einer langen Zeit ohne Luxus und ohne die Auswahl in den Läden zu haben. Was ich allerdings nicht finde, ist die Handyhalterung für meinen Lenker. Die bestelle ich mir flugs auf Amazon und lasse sie an Johannes´ Adresse hier schicken.

Frisch eingekleidet und mit einigen Kosmetikaccessoires im Gepäck gehe ich zu Fuß von der Mall of the Emirates zurück zu meinen Gastgebern. Es sind nur 2 km, aber die Leute schauen ziemlich komisch, dass hier jemand zu Fuß geht. Hier gehen nur Leute zu Fuß, die kein Auto haben und das sind bestenfalls die Pakistanis, Philippinos und Inder, aber sicherlich keine Europäerin. Ja mei, ich bin halt ein bisschen durchgeknallt und wahrscheinlich war ich schneller, als wenn ich ein Taxi genommen hätte, denn es ist gerade Rushhour. 

Ich werde mir (und euch) die Besichtigung und den Bericht aus Dubai für nach meiner Rückkehr aus Thailand aufsparen. Das online-Ticket für die Fahrt in den 124. Stock des Burj Khalifa habe ich mir schon für den 17.12. organisiert. 

Mein Flug nach Chiang Mai geht am 19.11. um 0:30 Uhr und so verabschiede ich mich von euch, meinen lieben Lesern, für die nächsten 4 Wochen in den Urlaub vom Sabbatical.

Macht es mal gut ihr Lieben.

Ich wünsche euch eine tolle Vorweihnachtszeit mit Plätzchen backen, Weihnachtsgeschenken shoppen, Deko anbringen und dem ganzen Wahnsinn, dem ich dieses Jahr entflohen bin. 

Eure Anja

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