Freitag, 18. November 2016

Kulturprogramm in Pasargard, Nagsh-e Rostam und Persepolis (18.-19.10.)

Pasargard und ich soll schon wieder ein Interview geben. Ja, es ist wirklich unglaublich, aber gleich am nächsten Tag werde ich von zwei Männern in Pasargard direkt vor dem Grab des König Kyros gefragt, ob ich bereit wäre, bei einem Interview  über Reisen in Iran mitzumachen. Was solls, habe ja jetzt schon Übung und so trabe ich mit meinem unbeladenen Rad hinterher. Die Aufnahmeleiterin verkabelt mich und das Ganze ist um einiges professioneller, als gestern. Ca. 10 Minuten werden mir die verschiedensten Fragen gestellt und ganz klar wollen sie im Endeffekt immer von mir wissen, was ich für eine Meinung von Iran vor meiner Reise hatte und jetzt habe. Aber meine Antwort ist immer dieselbe, das ich schon immer nach Iran wollte und auch wenn mir die Leute zuhause alle von so einer Reise abgeraten haben, ich doch selbst sehen wollte, wie das Land wirklich ist. Allerdings, füge ich hinzu, hätte ich nicht gedacht, dass ich hier eine solche Gastfreundschaft erfahre und mich das schon sehr erstaunt hat, auch wenn man das immer schon gehört hat. Zum Schluss soll ich den Leuten außerhalb Irans noch eine Message geben und ich sage ihnen, dass Iran so sicher ist, dass jeder sich auf den Weg hierher machen kann, ob in einer Gruppe oder individuell. Wann es gesendet wird, kann mir die Dame leider nicht sagen, aber wir tauschen e-Mail Adressen aus und sie verspricht mir, den Mitschnitt zu schicken. 

Pasargard liegt in einer Höhe von 1900 Metern und ist einer der geschichtsträchtigsten Orte Irans, soll doch von hier das persische Reich seinen Ausgang genommen haben. Die Anlage ist sehr weitläufig angelegt, deshalb darf ich auch mein Fahrrad mit reinnehmen. Früher war die Stadt wie eine Parkanlage angelegt, gespeist von dem Fluss Polvar, der aber seinen Lauf geändert hat. Heute sind hier nur verbrannte Büsche zu sehen, aber die Wasserleitungen, die über das Gelände laufen, zeugen von dem Wasserreichtum, der hier um 500 v. Chr. herrschte. 

Leider ist nicht mehr wirklich viel zu sehen, am schönsten und eindrucksvollsten ist das 11 Meter hohe Grab des Königs Kyros. Hier soll Kyros in einem goldenen Sarkophag gebettet worden sein, auf einem goldenen Tisch waren Schätze und Waffen ausgebreitet. Allerdings hat bereits Alexander der Große diese Schätze nicht mehr zu Gesicht bekommen, da das Grab vorher schon geplündert wurde. Außerdem sehenswert ist ein noch stehender Eckpfeiler, der eine Keilinschrift aufweist, sowie einige Säulen. 

Ansonsten kann man leider nur erahnen, wie groß diese Stadt einmal war.

Da das Restaurant, an dem ich mein Zelt aufgeschlagen hat, doch nicht mehr offen hat, radle ich zurück in den kleinen Ort, wo ich in ein aus Lehm erbautes Restaurant gehe. Es gibt Auberginenmus mit Fleischstücken, das Ganze wird mit Fladenbrot aufgetunkt. Mit mir am Tisch sitzen drei 12jährige Mädchen, die mit mir zusammen Abend essen wollen. Sie schreiben mir jede in mein Tagebuch einen Eintrag mit Herzchen und ihren Namen, süß die drei!

Zum Abschied schenkt mir die Köchin noch einen Apfel. 
Am nächsten Morgen radle ich ganz früh los Richtung Persepolis. Es war nachts wirklich sehr kalt, ich schätze mal nicht mehr als 5 Grad und mein Schlafsack hat gerade so noch warm gehalten. Es dauert heute auch einige Zeit, bis es von der Sonne wirklich warm wird, aber um 10 Uhr wünsche ich mir bereits wieder ein bisschen Kälte. 

Zum Glück gibt es eine Alternative zu der autobahnartigen Straße, nämlich die alte Landstraße. Hier sind nur die Bauern mit ihrer Ernte unterwegs. Momentan sind Tomaten, Zwiebel und Rüben soweit. In Sa´adat Shahr versuche ich, Geld zu wechseln, leider ohne Erfolg. In Shiraz, wird mir gesagt. Tja, ich habe kein Geld mehr, um mir die Eintritte in Nagsh-e Rostam und Persepolis zu leisten, aber vielleicht kann man ja in Euro zahlen. 

Am Straßenrand liegen immer wieder haufenweise Tomaten, die wohl den Bauern von ihren Trucks gefallen sind. Ich suche mir ein paar der schönsten raus und die gibt es dann nachher als Tomatensalat und gemischt mit Creamcheese als Mittagessen in mein Fladenbrot, super lecker. Zum Schluss noch einen Granatapfel, dann kann die Reise weitergehen. 

Ich fahre zunächst nach Nagsh-e Rostam zu den Felsengräbern und frage, ob man in Euro zahlen kann, leider Fehlanzeige. Aber ein Halsabschneider von Souvenirstand-Verkäufer wechselt mir meine 100€ zu einem grottigen Kurs, aber was soll ich machen? Kann ja nicht 50 km nach Shiraz radeln und dann wieder hierher zurück. Also muss ich eben in den sauren Apfel beißen. Eigentlich habe ich nach 80 km keine Lust mehr auf Besichtigung, noch dazu steht in meinem Buch, dass das Fotolicht morgens am besten ist. Also beschließe ich nach Persepolis zu radeln und mal zu sehen, ob ich da nicht irgendwo mein Zelt aufschlagen kann.

Auf halbem Weg zwischen Nagsh-e Rostam und Persepolis liegt wieder ein Touristenlokal mit schönem Garten, bequemen Sitzbänken und plätscherndem Brunnen. Die perfekte Campinglocation. Ich frage auch hier nach und der Besitzer ist super nett, sagt klar, ich könnte hier wo immer ich will mein Zelt umsonst aufschlagen und sogar eine Dusche wäre vorhanden, die ich nutzen kann. Na, was will man mehr. 

Ich stelle mein Zelt auf, wasche ein paar Klamotten und bekomme gleich mal von einem Touristen-Busfahrer einen Tee und Bonbons spendiert. Der Chef meint später, es wäre ihm lieber, wenn ich mein Zelt und mein Rad in den Coffeeshop stellen würde, das wäre sicherer und auch wärmer. Gut, wenn er meint... Den Schlüssel bekomme ich auch und so kann ich später warm und sicher schlafen. 

Abends gehe ich dann natürlich in sein Restaurant zum Essen. Es gibt leckere Lammfleisch-Spieße mit Reis, Fladenbrot, Joghurt, Grilltomate und Dugh. Ein deutschsprechender Reiseleiter kommt vorbei und bedankt sich bei mir. Für was denn, will ich wissen. Dafür, dass ich alleine als Frau durch sein Land radle, zeigt es doch allen Leuten, wie sicher Iran ist. Das höre ich jetzt auch zum ersten Mal, aber er hat Recht!

Nagsh-e Rostam

Über den Bau der Gräber ist nicht viel bekannt, aber da sie quasi in Sichtweite von Persepolis liegen, kann das kein Zufall sein. Wenn man jetzt vor den Gräbern steht, sind diese schon eindrucksvoll. Noch majestätischer müssen sie früher gewesen sein, lag doch das Bodenniveau nochmal 9 m tiefer als heute. Vier Gräber sind hier in den Fels geschlagen und wunderbare Reliefs herausgeschlagen worden. Mich erinnert das Ganze stark an Petra in Jordanien. Sicher ist jedenfalls, dass es sich um eine uralte Nekropole handelt, denn es wurden dort noch viel ältere Grabanlagen gefunden. 

Wunderschöne Reliefs die Schlachten und Krönungen darstellen, sind hier zu sehen. Das Licht heute morgen ist perfekt für Fotos. Ein seltsames viereckiges Gebäude liegt gegenüber der Felswände, seine Funktion bis heute umstritten. Einige Forscher sehen darin einen Tempel, in dem das heilige Feuer brannte. Was eher unwahrscheinlich ist, denn das Gebäude hat keine Öffnung, wo der Rauch hätte abziehen können. Andere sehen in ihm ein provisorisches Grab. Sicher ist, dass es aus der Zeit der Achämeniden stammt, also ungefähr 1700 Jahre alt ist. 

Nach der Besichtigung radle ich die 7 km nach Persepolis, wo sich schon einige Touristenbusse eingefunden haben. Aber in der Anlage verläuft sich das Ganze recht gut. Eine der beeindruckendsten Ausgrabungen, die ich jemals gesehen habe. Besonders die Reliefs, die in feinsten Ausführungen in den Stein geschlagen wurden und fast 3000 Jahre alt sind, sind einfach phantastisch. Für einen Eindruck habe ich euch hier mal ein paar Fotos zur Auswahl angehängt. Einige der Fotos habe ich monochrom aufgenommen, damit kommen die Reliefs noch besser zur Geltung. 

Leider wurde Persepolis 332 v. Chr. von Alexander dem Großen eingenommen und brannte nieder. Es wird behauptet, dass er den Brand aus Rache für die von den Truppen des Xerxes vernichtete Akropolis in Athen gelegt hat. Möglicherweise ging Persepolis auch im Laufe der Siegesfeiern versehentlich in Flammen auf. Sicher ist jedenfalls, dass Alexander 10000 Maultiere und 5000 Kamele benötigte um die Beute aus dem Schatzhaus abzutransportieren. 
Auch von den Säulen ist nicht mehr viel vorhanden, da diese beim Brand zerbarsten. Lediglich die Basen der Säulen sind noch zu sehen. 

Wunderbar ist auch das Eingangstor, das Tor aller Länder, das mit Stierfiguren verziert ist. 

Auch hier sind zwei Gräber analog Nagsh-e Rostam zu sehen, von denen man einen gigantischen Blick auf die gesamte Anlage hat. 

Erbaut wurde Persepolis von Darius dem Großen im Jahr 515 v. Chr. Xerxes und Artaxerxes ließen die Anlage bis zum Jahr 423 v. Chr. weiter ausbauen. Benutzt wurde Persepolis vor allem für große Empfänge anlässlich des Neujahrsfestes und zu Siegesfeiern. Nach dem Abzug Alexanders verfiel Persepolis und wurde im Laufe der Jahrhunderte von Schutt und Trümmern verdeckt, nur einige Säulen ragten hervor. 

4 Stunden lang laufe ich kreuz und quer über die Ausgrabung, die wirklich absolut sehenswert und ein Muss jeder Iranreise ist. 

Was mich hier wirklich stört ist, dass sie es bei dem Eintrittspreis von 200.000 Rial für Ausländer (5€), was für iranische Verhältnisse nicht gerade wenig ist, nicht schaffen, halbwegs ordentliche Toiletten hinzustellen. Und das bei einem Unesco-Welterbe, wo jeden Tag Tausende Touristen Eintritt zahlen? Noch dazu kostet das Museum auf dem Gelände nochmal 200.000 Rial, was ich wirklich unverschämt finde und nicht reingehe. Diese Toiletten sind wirklich das widerlichste, was ich in ganz Iran gesehen habe. Abgesehen vielleicht von dem Plumpsclo auf dem Damavand und der Toilettte im Zug. Alle Wasserleitungen undicht, so dass die Sauce durch das ganze Gebäude läuft und ein furchtbarer Gestank herrscht noch dazu. Vielleicht sollte ich mich nochmal an die Tourist Organization wenden, wo ich doch eine professionelle Touristin bin :-) oder gleich an UNESCO. 

Wieder zurück am Restaurant, genieße ich erst mal im Schatten ein Eis, danach eine Dusche und abends will ich dort eigentlich wieder essen gehen, aber es scheint Ruhetag zu sein. In meinem Coffeeshop gibt es aber heißes Wasser und so esse ich eben meine Trekkingnahrung, heute Nudeln mit Lachs und Pesto. Na ja, weiß nicht, wo da der Lachs war, die Nudeln waren ganz annehmbar. 

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