Dienstag, 7. März 2017

Salalah und der Dhofar (9.2.-17.2.2017)

Der Dhofar ist das Land des Weihrauchs und auch landschaftlich völlig anders als der Norden. Hier gibt es richtige Bäume, das kann ich kaum glauben.

Wenn von Juni -  September der Monsun die Küste streift, wird alles grün und fängt zu blühen an.
Dann gibt es hier reichlich Wasser, sogar Wasserfälle und die Wadis sind mit Bächen gefüllt. Es regnet allerdings nicht in Strömen, sondern Nebel und Nieselregen sind an der Tagesordnung. Während des Monsun ist Hauptsaison im Dhofar, da kommen die Touristen vor allem aus den Golfstaaten. Besonders beliebt sind Picknicks im Nieselregen - wir regenverwöhnten Deutschen können uns das schwer vorstellen.

Allerdings ist jetzt alles wie mit einem braun-beigen Fell überzogen.

Und es gibt hier sogar Kühe, es ist schon ziemlich lang her, dass ich eine Kuh gesehen habe. Die würden sicherlich gerne mit unseren Alpenkühen, allein schon wegen des grünen Grases, tauschen wollen. Hier müssen die Kühe mit trockenen Gräsern und den letzten grünen Blättchen auskommen.

Schon seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. wurde die Region hier "Sakalan" genannt, "dort, wo der Weihrauch wächst".

In einem kleinen Wadi entdecke ich die ersten Weihrauchbäume und sofort ritze ich einen an. Der weiße Saft, der austritt riecht schon sehr nach Weihrauch. Allerdings ist der erste Schnitt nicht zu verwenden, erst nach 3 Wochen wird der Baum erneut angeritzt, das Harz getrocknet und dann wird es vom Baum abgeschlagen.

So wurde Weihrauch früher auch "Tränen der Götter" genannt. Die antike Weihrauchstraße führte vom Oman über den Jemen, parallel zur Küste des Roten Meeres, durch Saudi-Arabien, ins jordanische Petra und dann weiter ins heilige Land und nach Alexandria. Entlang dieser Handelsstraßen entwickelten sich reiche Städte, die unfruchtbaren Gebiete entlang der Straße waren heiß umkämpft. Die Blütezeit des Weihrauchhandels war zwischen dem 5. Jahrhundert v. Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr. Noch heute wird der Weihrauch wie vor 3000 Jahren geerntet. Es gibt unterschiedliche Qualität, je nachdem wo der Baum wächst. Die beste Qualität hat der Weihrauch in den nördlich gelegenen Dhofar-Gebieten. Allgemein kann man sagen, je heller der Weihrauch, desto besser seine Qualität.

Zu besichtigen gibt es hier noch den alten Weihrauchhafen Samhuram, der wunderschön an einer Lagune mit weißem Sandstrand gelegen ist. Hier treffe ich ein deutsches Pärchen mit einem omanischen Guide. Ob ich denn schon mal im Oman im Fernsehen oder in der Zeitung war? Nein... Das muss geändert werden. Salim kennt einen Reporter einer Zeitung und will ihn kontaktieren, damit er ein Interview mit mir macht. Na, ich bin gespannt, ob das klappt. 

Salalah ist die Hauptstadt des Dhofar und zweitgrößte Stadt des Landes. Die Stadt grenzt an der einen Seite ans Meer, von der anderen Seite ist es durch hohe Gebirgsketten geschützt, die mit dem Jebel Samhan bis auf 1800 Meter ansteigen.

Hier kämpfe ich mich nochmal hoch, denn der Blick von hier oben ist wirklich atemberaubend und die Vegetation ebenfalls.

Sogar Baobab-Bäume gibt es zu sehen. Keiner weiß, warum die gerade hier in diesem Wadi wachsen und wie sie dahin gekommen sind.

Westlich von Salalah kommt man zunächst an den Mughsail Beach. Hier radle ich auch noch hin.

Dann geht es wieder auf einen Pass hinauf, aber ich habe auf große Steigungen keine Lust mehr und so schaue ich mir die Berge von einem Aussichtspunkt an. 150 km sind es jetzt noch bis in den Jemen, wie gerne würde ich da noch hin! Aber das muss leider warten, bis es dort politisch wieder ruhig wird. Aber sobald das wieder irgendwie möglich ist, bin ich die Erste, die dorthin reist und euch mit einem weiteren Bericht beglückt :-)

Noch ein letztes Mal suche ich mir einen schönen Campspot am Strand, springe zum Abschluss nochmal in den indischen Ozean und lasse dann die letzten Tage im Oman im Hotel ausklingen.

Nachtrag: das Interview mit dem indischen Reporter vom Oman Observer hat tatsächlich stattgefunden und der Artikel ist am 23.02.2017
erschienen. Das PDF des Artikels hängt ebenfalls an dieser mail dran.

Abends bin ich vom Reporter Kaulash mit seiner Frau zu einer indischen Kulturveranstaltung eingeladen worden. Die indische Botschaft hat hier im Indian Social Club eine Kashmir Dance Night veranstaltet. 

Heute habe ich ein letztes Mal mein Bike auf die Straße gebracht. So ganz ohne Beladung war es erstmal gar nicht so einfach und der Lenker ist hin- und hergeflutscht. Da musste ich mich erst mal wieder dran gewöhnen, dass 40kg Zusatzbeladung fehlen. 20 km radle ich heute nochmal zum Al-Baleed Museum. Es ist Teil des Weihrauchhafens und Unesco-Welterbe und liegt in Al-Haffa am wunderbaren Sandstrand.

Hier kann ich nun ohne Gepäck mein Rad mal am Strand entlang schieben. Ein bisschen Wehmut schwingt jetzt doch mit, als ich nochmal über den indischen Ozean schaue und die Reise Revue passieren lasse.

Was habe ich nicht alles erlebt in diesen 6 Monaten! Bin wunderbaren und lieben Menschen begegnet, habe ein paar schöne Freundschaften geschlossen und Hilfe bekommen, wann immer es notwendig war. Auch ein paar Idioten waren dabei, aber die vergesse ich jetzt ganz schnell wieder. Die sind es nämlich gar nicht wert, dass man sich an sie erinnert. Iran ist mit seiner Gastfreundschaft einzigartig und auch der Oman konnte da nicht mithalten.

Auch andere Lebewesen sind mir über den Weg gelaufen, da waren die coolen Kamele, im Wasser spielende Delphine, Elefanten, Affen, Esel, Kühe, Skorpione, ein paar Wüstenfüchse, Schlangen, unglaublich viele Vögel, Flamingos, Reiher, Ibisse und Vögel, die ich noch nie gesehen oder gehört habe, nervige Moskitos und noch nervigere Fliegen.

Städte mit traumhaft schönen Moscheen habe ich gesehen, von oben bis unten mit farbenfrohe Fayencekacheln bedeckt, unglaubliche Muster, quirlige Basare mit ursprünglichem Leben, goldene, blaue und weiße Tempel in Thailand, Dhofar-Häuser, Burgpaläste und Forts, Dattelgärten und Fischerorte.

Archaiche und wunderbare Landschaften habe ich durchradelt mit steilsten Steigungen und irren Downhills, geologische Wunder gesehen, weiße Sandstrände mit türkisblauem Wasser, Bäume in der Ebene und auf den Dünen, üppiges Grün in Thailand, weiße Dünen zwischen schwarzen Felsen, rote Dünen, Dünen über der Straße, baumbestandene Wadis, Wadis mit glasklarem, grünen Wasser, Sandsturm, Schneesturm, Gegenwind, Rückenwind, Seitenwind, Regen in der Wüste, Sonne, Sonne, Sonne, Hitze, Durst, Sonnenmilch-Schweiß-Mischung auf der Haut, blauer Himmel, Vollmond und Neumond, die tollsten Sonnenauf- und -untergänge, die man sich vorstellen kann, Sternenhimmel mit Sternbildern, die bei uns nicht zu sehen sind.

Mein Rad, genannt Bici, immer ein treuer Begleiter, hat mich nie im Stich gelassen, alles Gewicht brav rauf- und runtergeschleppt. Ich habe es durch Flussbetten, über große Felsen und über Stock und Stein gezerrt, rauf- und auch mal runter geschoben, nur ein Plattfuß war dabei. Und das bei insgesamt 6556 Kilometern, da kann man mal nicht meckern.

Die Höhenmeter habe ich jetzt nicht parat, das muss ich erst noch in eine entsprechende App eingeben, um das sagen zu können, aber es war nicht ohne :-)

Und jetzt? Wie geht es weiter? Tja, erst mal muss ich wieder ein paar Brötchen verdienen, denn die nächste Reise kommt bestimmt. Ich hoffe, ihr seid mit dabei, wenn es wieder heißt "Anja geht auf Tour"!
"So kehre ich, das Kleid verstaubt,
doch für die Seele Glück geraubt,
heim aus der Ferne."
(Autor unbekannt)


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