Dienstag, 28. Februar 2017

Roadbook to Salalah (Teil II)

Tag 10 oder km 741: kurz vor Qaysad bis kurz vor Shelim


Es ist saukalt geworden und ich ziehe alles an, was ich an Langärmligem dabei habe. Außerdem krame ich das Beduinentuch heraus, mit dem ich Mund und Nase abdecken kann.


Der Sand ist nicht mehr ganz so dicht wie gestern, aber der Sturm ist noch genauso stark. Kontaktlinsen, no way - weiter geht es mit der Brille, mit der ich eh schon nicht so gut sehe. 30 km muss ich mich noch durch den Sandsturm kämpfen. Sicht weiterhin stellenweise unter 2 Metern.


Endlich hört der Sand auf, aber nicht der Sturm, der weiterhin in einer Wahnsinnsstärke aus Nordwesten kommt. In Sauqara werde ich von ein paar Frauen zum Tee eingeladen, eine sehr willkommene Abwechslung. Jetzt muss ich auf ein Plateau hoch und das geht durch ein Wadi. Das Wadi ist wie ein Windkanal, der Wind ist so stark, dass er mich plötzlich vom Rad weht. Ich knalle auf die Straße, meine Brille fliegt in hohem Bogen in den Straßengraben, aber deutsche Qualität, sie ist noch ganz. Ich schiebe die 3 km auf das Plateau.


Ein Typ hält an, ob er mich nicht mitnehmen soll. Wie soll das gehen in dem PKW, habe auch keine Lust, meine Taschen und alles abzuladen, damit er mich 3 km fährt. Am Schluss fragt er mich, ob ich Sex mit ihm haben will. Ich glaub, ich spinne. Hat er komplett den Verstand verloren? Dazu gebe ich überhaupt keinen Kommentar und lasse ihn links liegen. Eine Weile fährt er noch neben mir her, dann haut er endlich ab. Was für ein blödes Arschloch!!! Der hat mir jetzt zu allem Übel gerade noch gefehlt und ich bin sauber am Fluchen.

Endlich oben angekommen, erst mal Pause an einer Moschee. Später hält wieder ein Auto. Lasst mich heute bloß alle in Ruhe, ihr Deppen! Bin richtig angefressen. Aber es ist eine total liebe Familie mit 8 Kindern, Vater, Mutter und die sind alle in diesem einen Truck drin. Sie schenken mir Wasser, wir machen eine Fotosession. Der 8jährige Junge spricht super englisch und übersetzt alles, was der Vater so zu meiner Tour wissen will. Wenig später schenkt mir ein Mann nochmal Wasser.


Wo soll ich hier mein Zelt aufstellen, alles bretteben, nichts, kein Hügel, kein Wadi, kein Baum. Auch die Höhenlinien in meiner Karte geben nichts her. Hier ist einfach überhaupt nichts. Man sieht meilenweit und so geht es erst mal eine Piste entlang, ca. 1 km müsste reichen. Dann finde ich doch noch ein paar Büsche, hinter denen ich mein Zelt im Windschutz aufbauen kann. Alles von den Kamelen verschissen, egal - hier kann man keine Ansprüche stellen. Es gibt nur Katzenwäsche, eine Kälte ist das! Will mich das Wetter hier schon langsam auf Deutschland vorbereiten?


Tag 11 oder km 824: kurz vor Shelim bis kurz nach Shuwaymiah


- weiterhin eisig kalt, Sonne wärmt erst gegen Mittag
- Straße biegt endlich nach Süden ab, der Wind und ich - wir haben wieder Freundschaft
  geschlossen, er treibt mich vor sich her, kühlt mich nach einem steilen Anstieg
- Menschenleere, schneeweiße Strände
- Zelte wieder mal in einer geologisch unglaublich schönen Landschaft
- HIGHLIGHT des Tages, ich habe die 6000km-Marke überschritten!!!!!!!


Tag 12 oder km 907: kurz nach Shuwaymiah bis kurz nach Hasik

- In 6 Stunden rauf auf 600 Meter
- Unglaubliche Landschaft, unglaubliche Straßenbaukünste
- Es ist wieder heiß geworden
- Habe fast kein Wasser mehr, Läden leider Fehlanzeige
- 2 Holländer und ein Familienclan Omanis helfen mir aus der Patsche, einer der
  Familienoberhäupter will mir sogar noch 5 Rial schenken, was ich vehement ablehne (ca.
  12 €)
- Gigantischer Downhill durch eine Landschaft, die man mit Worten nicht beschreiben kann
- Felsen jetzt schwarz mit roten und weißen Bändern durchzogen
- Haare wasche an einem Wasserhahn
- Zelten neben einem Friedhof


Tag 13 oder km 1012: kurz nach Hasik bis Mirbat

- alles ist viel grüner hier, es gibt sehr viele Vögel
- 3 Steinböcke besuchen mich zum Frühstück (leider ist es noch zu dunkel für ein Foto)
- Bucht wie aus dem Bilderbuch mit 30-40 Delfinen, die ca. 5 Meter vom Strand entfernt in
  den Wellen jagen und spielen
- Treffe einen Radler, der mir entgegenkommt, Ian aus UK, radelt seit 22 Jahren um die
  Welt
- Endlich Supermarkt in Hadbin, Wasservorrat auffüllen, sogar Brot gibt es
- Shahab mit schönen Dhofar-Häusern
- Horde Deutscher an einer Tankstelle, wieder mal unmöglich gekleidet. Schlimm, wenn
  man den ganzen Bullshit versteht, den sie so von sich geben (sie mussten ein Plumpsclo
  aufsuchen - ich erspare euch die bescheuerten Kommentare)
- Landschaft entlang des Jebel Semhan jetzt in rot-orange-ocker-braun-Tönen - unglaublich!
- Mirbat, endlich ein Hotel mit Dusche, aber was für eine Absteige!!!!! "Dream Inn" - dass ich
  nicht lache...


Tag 14 oder km 1012: Mirbat


Lege einen Ruhetag im Marriott Hotel ein. Damit musste ich mich jetzt einfach belohnen, auch wenn es schon ein bisschen dekadent ist.
Mirbat sehr schönes Städtchen mit diesen wunderschönen Dhofarhäusern, die fast alle dem Verfall preisgegeben sind. Wirklich sehr schade!!!!


Jetzt sind es noch 70 km bis Salalah, ich fahre dort aber nicht direkt hin. Um dem Roadbook aber gerecht zu werden hätte ich ohne Abstecher und Ruhetage Sur-Salalah in 13 Tagen und mit über 1000 km auf dem Tacho erreicht. Ohne den Sandsturm und mit Rückenwind könnte man es in 10-11 Tagen schaffen, aber wir sind hier ja nicht bei einer Rallye.


Damit ist mein Trip aber noch nicht zu Ende. Von Mirbat möchte ich noch einen Abstecher in die Berge unternehmen, es gibt dort noch einiges zu sehen. Außerdem muss ich doch noch schauen, wo die Weihrauchbäume wachsen.


Ausführliches zu Salalah und dem Rest meiner Tour könnt ihr dann in einem letzten Bericht lesen.


Ich hoffe, dass euch das Roadbook gefallen hat. War mal nicht so ausführlich wie sonst.

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