Freitag, 24. Februar 2017

Kameltrekking in die Wahiba Sands (22./23.1.2017)

Die Wahiba Sands oder auf Arabisch Ramlat al-Wahiba ist 15.000 qkm groß und erstreckt sich über 250 km von Nord nach Süd. Im Osten reichen die Dünen bis an den indischen Ozean (das werdet ihr später noch sehen können). Obwohl die Wahiba eine kleine Wüste ist (im Vergleich zur Rub al-Khali und der Sahara beispielsweise), sind in ihr viele der geologischen und klimatischen Bedingungen, wie sie auch in den großen Wüsten zu sehen sind. Daher nutzen Wissenschaftler und Wüstenforscher sie als Untersuchungsgebiet, denn sie ist leicht zu erreichen und relativ einfach zu durchqueren. Hier gibt es mehr als zwanzig verschiedene Dünenformationen zu bestaunen. Es erstreckt sich ein riesiges Gebiet von versteinerten Sanddünen unter dem Sand, die am Meer an manchen Stellen zutage treten.

Außerdem gibt es nur hier inmitten der Wüste große, sandfreie und mit Bäumen bewachsene Flächen, in denen verschiedene Gazellenarten leben. Leider kommen wir mit dem Kamel soweit nicht in das Sandmeer hinein.

Wusstet ihr, dass Kamele 150 Liter auf einmal trinken können? Oder dass ein Kamel seine Körpertemperatur bei extremer Hitze auf 42 Grad ansteigen lassen kann? Außerdem kann es aufgrund von Wasserverlust 40% seines Körpergewichts verlieren. Menschen sterben bei 14% an Herzversagen, da das Blut zu dick wird. Kamele sind äußerst störrisch und eigenwillig, aber auch sehr genügsam. Es gibt sich mit dürren Halmen, Dornengestrüpp und trockenen Blättern zufrieden, außerdem vertragen sie im Notfall sogar Salzwasser. Ohne Wasser können es Kamele bis zu 25 Tage aushalten, bei Temperaturen über 50 Grad braucht es jeden 4. Tag Wasser.

Kamele schauen ja immer ziemlich hochnäsig und erhaben auf einen herab. Für diesen Blick gibt es eine alte Legende, die eine schöne Erklärung dafür liefert:

"Es gibt hundert Namen für Allah, doch Muhammad verriet seinen Anhängern nur neunundneunzig davon. Den hundertsten flüsterte er eines Tages seinem weißen Lieblingskamel ins Ohr, als Dank dafür, dass es ihm im Moment einer Gefahr zur Flucht verhalf. Diese Nachricht wurde unter den anderen Kamelen schnell verbreitet. So kommt es, dass nun alle Kamele den hundertsten Namen Allahs kennen, die Menschen jedoch nicht. Und das ist der wahre Grund, warum alle Kamele so blasiert, stolz, überheblich und hochnäsig sind, denn sie sind wissend."


Auch sonst sind Kamele perfekt für die Wüste ausgestattet. Zum einen die Fußsohlen, die groß und platt sind, damit sie eine möglichst hohe Auflagefläche auf dem Sand haben. Mit dem Zeh können sie sich beim dünenaufwärts laufen in den Sand krallen.

Zum Schutz vor Wind und Sand haben sie Nasenöffnungen, die sie schließen können, mit Fell bedeckte Ohren und lange Wimpern.

Die langen Beine schützen sie vor der Hitze, die vom Boden aufsteigt und an den Stellen, mit denen sie sich in den heißen Sand legen, sind sie mit einer dicken Hornhaut geschützt.

So habe ich mir ja das richtige Reisegefährt ausgesucht, Abdullah, mein Guide, sattelt die beiden Kamele und dann kann es losgehen in die Wüste.

Wenn ihr nun denkt, dass man sich auf den bequem zusammengerollten Decken gemütlich über die Dünen schaukeln lassen kann, dann habt ihr euch leider geirrt. Mit dem Kamel die Dünen auf und ab zu reiten ist - zumindest für Nicht-Beduinen - Schwerstarbeit. Ständig muss man aufpassen, wohin es geht und Abdullah's Befehle sagen mir was Sache ist: "Hold!" - es geht rauf (was noch die einfachste Übung ist), "hold! Lean back!" Es geht die Düne runter, am Anfang noch richtig lustig, wird es nach spätestens einer Stunde ziemlich anstrengend. Vor allem, wenn das Leitkamel schneller ist als das nachfolgende Kamel (auf dem ich sitze), muss es natürlich in den Trab übergehen. Das knallt einen mal so richtig schön auf die Wirbelsäule des Kamels, so viele Decken können da gar nicht sein. Jetzt habe ich ja eh schon meine gepolsterte Radhose an, aber ganz ehrlich, ich bin mir nicht sicher, ob die überhaupt was bringt.

Nach 3 Stunden ist Mittagspause, der Ritt bis hierher war landschaftlich super schön. Wir reiten durch die Dünen hoch über dem grünen Wadi. Warum es so grün ist, erfahre ich dann am nächsten Morgen, denn Regen hat es auch hier schon seit Monaten nicht mehr gegeben.

Absteigen nach 3 Stunden, das tut weh! Ich kann mich kaum auf den Beinen halten. Was da so sehr beansprucht wird, ist der Muskel, den wir auch zum Schwimmen brauchen. Er geht von der Leistengegend in den Oberschenkel, keine Ahnung wie er heißt. Auf jeden Fall habe ich am Anfang den Eindruck, dass ich mir einen Leistenbruch geholt habe, so weh tut das.

Wir rasten im Schatten eines Kamelgeheges, es gibt Reis mit Fisch, das der Pickup-Truck von Abdullah's Bruder bringt. Wasser ist auch genügend da, zum Nachtisch gibt es meine "Lieblings"-Frucht Bananen.

Nach weiteren 3 Stunden, die durch die Ebene führen und daher wirklich easy sind, queren wir das Wadi und es geht zu unserem Übernachtungsplatz in den Dünen. Abdullah und sein Bruder (wieder mit dem Pickup-Truck und der Ausrüstung angereist) bauen bei starkem Wind das Beduinenzelt auf. Ich steige derweilen auf die höchste Düne zum Sonnenuntergang.

Leider wird es aufgrund des starken Windes nichts mit dem gemütlichen Lagerfeuer vor dem Zelt. Zum Abendessen gibt es Reis mit Huhn und Halwa. Das ist vielleicht lecker: eine klebrige Masse, die wahrscheinlich hauptsächlich aus Zucker besteht, dazu omanischen Kaffee. Während Abdullah im Hintergrund betet, schaue ich aus dem Eingang des Zelts auf den Sternenhimmel, der absolut gigantisch ist. Der Wind ist leider immer noch so stark, dass man (vor allem mit Kontaktlinsen) nicht rausgehen möchte. Noch schöner ist er dann gegen 2 Uhr früh, aber ich bin zu müde, um jetzt meine Linsen reinzupopeln und mich mit der Kameraeinstellungen für Sternenhimmel zu beschäftigen. Ich warte auf Neumond - der ist am 28.1. und hoffe, dass ich dann in einer Ecke bin, wo keine andere Lichtquelle in der näheren Umgebung ist.

Am nächsten Morgen stehe ich schon zum Sonnenaufgang auf und gehe wieder auf die Düne. Aber was ist das? Nebel überall im Tal. Jetzt ist mir klar, warum hier alles so schön grün ist.

Als ich zurück komme, hat Abdullah schon ein schönes Feuerchen gemacht und der Teekessel steht auf der Glut. Es gibt einen mit Kardamom und noch ein paar Kräutern gewürzten Tee mit Kondensmilch - äußerst lecker! Dazu Toastbrot mit Streichkäse und Bananen.

Der Rückweg geht wieder über die Dünen, aber in ein anderes Seitental, das noch grüner ist, als das gestern. Leider gibt es von mir nicht wirklich tolle Bilder, denn ich glaube, dass Abdullah noch nie in seinem Leben so eine Kamera in der Hand hatte. 

Ach ja, er konnte kaum englisch, was ich am Anfang nicht so toll fand, weil ich ihn gar nichts zu Wüste, Kamelen und dem Beduinenleben fragen konnte. Jacqueline von Secret Arabia hat mir aber gesagt, dass sie mit den Beduinen lieber zusammenarbeitet, die nicht so viel mit Touristen zu tun haben, denn die machen die Frauen wenigstens nicht ständig an. Und das ist wohl wahr, denn Abdullah ist absolut korrekt, höflich und traut sich kaum, mich anzuschauen.

Ich hätte das landschaftstechnisch wirklich noch viel länger machen wollen, aber ich bin froh, dass ich nur 2 Tage gebucht habe. Mein Hintern am Steißbein ist total wund gerieben, vom ständigen nach hinten lehnen. Ich habe ja keinen Spiegel, aber auch wenn ich nur vorsichtig hinlange, fühlt sich das an, wie offenes Fleisch. Na ja, aber was jammere ich euch hier was vor - GEIL war´s und ein absolut gigantisches Erlebnis!!!!!

Jetzt kann ich meine letzte Etappe nach Salalah wirklich angehen, seid mit mir gespannt, wie lange ich für die Strecke brauche.

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